GPS

GPS-Konkurrenz aus Europa und China

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Jahrzehntelang dominierten die USA mit ihrem GPS-System die Navigation. Sie haben damit auch Kontrolle über globale Bewegungsdaten. Doch diese Vorherrschaft könnte bald enden. Daran arbeiten die Europäer – und nicht nur sie.

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Jahrzehntelang dominierten die USA mit ihrem GPS-System die Navigation. Sie haben damit auch Kontrolle über globale Bewegungsdaten. Doch diese Vorherrschaft könnte bald enden. Daran arbeiten die Europäer – und nicht nur sie.

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Wer heute von A nach B will, aktiviert auf dem Handy seine Ortungsdienste, öffnet eine Navi-App und lässt sich vom Algorithmus ans Ziel lotsen. Smartphones oder Navigationsgeräte im Auto sind mit GPS- Empfängern ausgestattet, die codierte Radiosignale empfangen. Der Empfänger misst, wie lange das Signal vom Satelliten bis zur Erde braucht, und errechnet aus den Signallaufzeiten zu mindestens drei Satelliten die genaue Position. Das Global Positioning System (GPS) besteht heute aus 31 Satelliten, die in einer Bahnhöhe von rund 20.000 Kilometern um die Erde kreisen. Ursprünglich vom US-Militär entwickelt, wurde das satellitengestützte System im Jahr 2000 unter der Clinton-Administration für die zivile Nutzung freigegeben. Seitdem können auch private Dienstleister das Ortungssystem in Anspruch nehmen. Heute ist das von der US Air Force betriebene GPS so etwas wie das Metronom der globalen Wirtschaft: Schiff- und Luftfahrt, Forstwirtschaft, Polizei, Börsen – sie alle hängen von dem Positionssystem ab. Ein Ausfall von GPS würde allein der US-Wirtschaft eine Milliarde Dollar pro Tag kosten. Das Wohlergehen der Weltwirtschaft hängt an ein paar Satelliten im Orbit.

Relikte des Kalten Krieges

Jahrzehntelang besaßen die USA ein Monopol der Navigation – ein Relikt des Kalten Krieges. Doch das könnte sich bald ändern. Japan, China, Indien, die EU und Großbritannien arbeiten an eigenen Navigationssystemen. Sie wollen die US-Vorherrschaft brechen. China hat im Juni den letzten Satelliten seines Positionssystems Beidou (nicht zu verwechseln mit dem Suchmaschinenriesen Baidu) ins All geschossen. Beidou ist damit neben GPS, dem russischen Glonass sowie dem europäischen Galileo das vierte globale Navigationssystem. Das Ortungssystem soll im Raum Asien-Pazifik eine Genauigkeit von zehn Zentimetern haben. Zum Vergleich: Die Ortsgenauigkeit von GPS beträgt 30 Zentimeter. Nach Angaben staatlicher Medien können 70 Prozent aller chinesischen Mobilfunkgeräte Beidou-Signale empfangen. Die Internationale Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) hat Beidou im vergangenen Jahr als Navigationsstandard anerkannt.

China will mit einem eigenen Satellitensystem nicht nur unabhängiger von GPS werden, sondern dieses angreifen. Seit der Jahrtausendwende hat das Reich der Mitte Milliarden Dollar in das Satellitensystem investiert. Ursprünglich war China Teil des europäischen Projekts Galileo. 2006 hatte die chinesische Regierung 200 Millionen Dollar investiert, um Partner des Konsortiums zu wecken. Das Engagement fiel in eine Zeit, in der in den Regierungszentralen Europas antiamerikanische Töne dominierten. Der damalige französische Staatspräsident Jacques Chirac wetterte, Europa dürfe nicht der „technologische Vasall“ der USA werden. Eine Entente aus den mächtigen Spielern EU und China sollte ein Gegengewicht zu den USA herzustellen. Das Ziel eines europäischen Satellitensystems war es auch, einen verschlüsselten und störungsresistenten Dienst für staatliche Stellen wie etwa die Polizei oder Geheimdienste zu schaffen (siehe Kasten). Doch die EU wollte China nur als zahlendes Mitglied aufnehmen – und von wichtigen Entscheidungen ausschließen. Das stieß in Peking auf Verärgerung, zumal das Land technologisch aufholte. Also forcierte China sein eigenes Projekt.

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