6790709-1970_36_04.jpg
Digital In Arbeit

„Auf die gesamte Macht der Volkspartei stützen“

Werbung
Werbung
Werbung

FURCHE: Die letzthin von Doktor Kreisky im Zusammenhang mit dem Budget 1971 geäußerten Warnungen gegenüber dem ÖVP-Bauernbund und das Auslaufen der Marktordnungsgesetze zu Jahresende lassen für den Herbst größere Spannungen zwischen Regierung und Bauernschaft erwarten. Wie wird sich der Bauernbund dabei verhalten? MINKOWITSCH: Der Bauernbund hat immer eine Politik betrieben, die sich verantwortungsbewußt stets auch am Gesamtwohl orientiert hat. Eine wohlfunktionierende österreichische

Wirtschaft in allen Bereichen ist Voraussetzung für eine gute und erfolgreiche Agrarpolitik. Auch der österreichischen Arbeiterschaft kann es nicht gleichgültig sein, ob die österreichische Land- und Forstwirtschaft jährlich weiterhin um 30 Milliarden Schillinge einkauft beziehungsweise Gegenleistungen bezahlt. Der österreichische Bauernbund wird sich durch das Minderheitskabinett Dr. Kreisky nicht provozieren lassen, sondern zum gegebenen Zeitpunkt die den jeweiligen Umständen angepaßten Schritte tun und Maßnahmen ergreifen, — und sich dabei auf die gesamte Macht der österreichischen Volkspartei stützen. FURCHE: Der allgemeine Bauernverband hat Kampf maßnahmen in Aussicht gestellt. Wie denkt man im Bauernbund über derartige Aktionen? Sind vielleicht auch schon konkrete Pläne vorhanden, wie man die Forderungen gegenüber der Regierung vertreten wird?

MINKOWITSCH: Der österreichische Bauernbund, der durch das Vertrauen von etwa 86 Prozent aller Bauern getragen wird, läßt sich in seiner Vorgangsweise durch Maßnahmen anderer bäuerlicher Gruppen nicht beeinflussen.

FURCHE: Aber angenommen — Dr. Kreisky macht seine Drohung wahr: Welche Folgen hätte dann das Auslaufen' der Marktordnungsgesetze für den Bauern? Wie ist der Konsument davon betroffen?

MINKOWITSCH: Unvorbereitetes und ersatzloses Auslaufen der derzeitigen agrarischen Marktordnungsgesetze hätte zweifelsohne für die österreichische Bauernschaft negative Auswirkungen und würde gerade die marktfernen Gebiete, also besonders die Bergbauern treffen. Ihnen wurden bisher Transportkostenaus-gleich und anderes mehr bereitgestellt. Die Konsumenten kämen aber ebenfalls zum Handkuß und müßten zumindest für eine unbestimmte Übergangsphase mit Versorgungsengpässen, mit nicht mehr einheitlichen und fixen Preisen und eventuell auch mit Qualitätsveränderungen rechnen. Diesen Zustand dürfte, meines Erachtens, keine verantwortungsbewußte Regierung mutwillig herbeiführen.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung