Werbung
Werbung
Werbung

Zeitungen hin, Fernsehen her: Die Medien sind die Arena des Wahlkampfes. Die entscheidenden TV-Konfrontationen beginnen diese Woche.

Was die Bedeutung der TV-Konfrontationen im Wahlkampf betrifft, ist sich Fritz Plasser, Politikwissenschafter, ganz sicher: „Sie sind sehr, sehr bedeutsam, mehr als in den vergangenen Jahren.“ Am Freitag dieser Woche starten diese, von manchen unzutreffend als TV-Duelle bezeichneten Debatten von jeweils zwei Spitzenkandidaten einer kandidierenden und schon bisher im Parlament vertretenen Partei im ORF-Fernsehen. Die neun Konfrontationen moderiert Ingrid Thurnher, vor erwarteten mehr als jeweils 500.000 Zusehern, die Peter Filzmaier, ebenfalls Politikwissenschafter, prognostiziert. Spannung, Reichweite und Bedeutsamkeit stehen vor Spitzenwerten.

Die herausragende Wichtigkeit der TV-Auftritte hat zwei Ursachen: den hohen Anteil an noch unentschlossenen Wählern und den vorhersehbar geringen Vorsprung an Stimmen für ÖVP oder SPÖ, der über den nächsten Bundeskanzler entscheiden wird.

Ein überdurchschnittlich hoher Anteil an Wählern sei noch unentschlossen, sagt Plasser, und nennt als Orientierungswert „rund 30 Prozent“. Dieses knappe Drittel noch gewinnbarer Wähler wartet auf „entscheidungs-relevante Informationen“, die in einer für viele Wähler günstigen Form via Fernsehen angeboten werde.

Ein Anteil von zwei bis drei Prozent an Stimmen werde am 28. September den Ausschlag dafür geben, welche der beiden führenden Parteien, Österreichische Volkspartei oder Sozialdemokraten, den nächsten Kanzler stellen wird. Und durch die TV-Konfrontation gebe es, so Plasser, bei drei bis fünf Prozent der Seher einen Konversionseffekt.

Einige ändern ihre Meinung

Diese Seher begännen nach der TV-Debatte nachzudenken, ihre ursprünglich nahezu festen Wahlentscheidungen nochmals zu überprüfen. Sie erwarteten von den Konfrontationen relevante Information zur Urteilsbildung. Ähnlich, aber ohne die Meinung zu wechseln, ergehe es einem weiteren Anteil von 10 bis 15 Prozent der Zuseher: Sie erhielten durch die Informationen in den Konfrontationen eine Hilfestellung, sie werden in ihrer Wahlentscheidung sicherer. Für die Zuseher seien die Kategorien Argumentation und Glaubwürdigkeit der Kandidaten wichtig. Und bedeutsam sei, welche Themen sie ansprechen. Plasser: „Die Zuseher fragen sich dann, passt das, was hier Thema ist, eigentlich in meine Alltagswirklichkeit?“ Genau darin bestehe auch das Risiko für die Politiker: Nicht nur Wähler zu gewinnen, sondern einige möglicherweise zu verlieren.

Über eine Million Zuseher

Der große Rest der Zuseherschaft, also etwa 80 Prozent, werde durch die TV-Konfrontationen nicht unsicherer. Ganz im Gegenteil: Die schon festgelegten Wähler empfänden bei den TV-Debatten nahezu reflexartig ihren Kandidaten als überlegen. Und es werden Hunderttausende sein, welche die TV-Konfrontationen verfolgen werden.

Anders als im Wahlkampf zur Nationalratswahl 2006 beginnen die Debatten nicht erst um 22.30 Uhr sondern in der Regel schon um 21.05 Uhr. Mit einer Ausnahme: Der Start der Konfrontationen am Freitag, 22. August, mit der Debatte Jörg Haider (BZÖ) gegen Heinz Christian Strache (FPÖ) startet um 21.15 Uhr. Daher ist mit einer halben Million Zusehern zu rechnen. Die Millionen-Grenze überschreiten könnten hingegen die Debatte der Spitzenkandidaten von ÖVP und SPÖ, Wilhelm Molterer und Werner Faymann am Dienstag, 23. September. Denn die Redeschlacht ihrer Vorgänger Wolfgang Schüssel und Alfred Gusenbauer sahen 1,15 Millionen Zuseher, zur Elefantenrunde – der Debatte aller Spitzenkandidaten der im Parlament vertretenen Parteien – saßen 1,264 Millionen Österreicher vor den TV-Schirmen und sahen zu.

Etwas unterschätzt werde die Bedeutsamkeit von Berichten und Kommentaren nach den TV-Debatten. In den USA verlor etwa Gerald Ford die TV-Debatte gegen Carter erst in den kritischen Kommentaren, die seine Fehler aufzeigten. Aber was zählt, das seien die Bilder von den Persönlichkeiten. Insbesondere in einem mit sieben Wochen kurzen Wahlkampf und einem offenen Rennen von zwei nahezu gleich starken Parteien um das Kanzleramt.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung