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Man mag streiten, ob die Ankündigung der evangelischen Superintendentin von Salzburg, Luise Müller, in Salzburg nicht mehr an ökumenischen Gottesdiensten teilzunehmen, angemessen war. Zumindest der Zeitpunkt der Veröffentlichung (unmittelbar nach der Trauerfeier für die Opfer von Kaprun) hinterlässt den Nachgeschmack, sogar an den Totenbahren ginge der Kirchenstreit weiter. Dass der evangelische Bischof Herwig Sturm und Kardinal Christoph Schönborn zu Beginn des offiziellen - katholischen - Trauergottesdienstes gemeinsam sprachen, war da ein Zeichen der Hoffnung.

In Salzburg stehen die ökumenischen Zeichen aber auf Sturm. Denn es war Erzbischof Georg Eder, der sich nicht zum ökumenischen Trauergottesdienst bereit zeigte - eine Folge der Vorgänge rund um die Suspendierung des katholischen Pfarrers Peter Hausberger, der mit einem methodistischen Pastor Eucharistie gefeiert hatte. Erzbischof Eder rechtfertigte die Suspendierung bekanntlich mit einem Hirtenbrief*) der einen Tiefpunkt der Ökumene darstellt: Man könne die jahrhundertelange Kirchentrennung nicht durch einen "kühnen Sprung der Liebe" überwinden, so Eder.

Dass die Österreichische Bischofskonferenz sich - nicht im Ton, wohl aber in der Sache - hinter Eder stellte, zeigt, dass der von der katholischen Kirchenleitung in Salzburg vom Zaum gebrochene Ökumene-Streit alles andere als ein lokales Kuriosum ist: Aus vielen Ecken der katholischen Kirche (weiteres Exempel: das römische Schreiben "Dominus Iesus") bläst der Ökumene eisiger Wind entgegen, Ängstlichkeit und Kleinmut dominieren die kirchliche Auseinandersetzung - zumindest auf der Ebene der katholischen Weltkirche.

Wo ein Wille ist, gibt es auch Wege zur Überwindung der Trennungen: In der Frage der Eucharistie sind Annäherungen zwischen katholischen und protestantischen Theologen erreicht worden. Doch die jahrelang erarbeiteten ökumenischen Fortschritte in vielen Gemeinden und katholischen Ortskirchen werden "von oben" her desavouiert. Sowohl der Sprache als auch der konkreten Argumentation bei dieser Ausgrenzung ökumenischer Bemühungen ist "von unten" her zu widersprechen. Erzbischof Eders Spruch muss umgedreht und zu einem geflügelten Wort werden: Die katholische Kirche sollte dringend "einen kühnen Sprung der Liebe" über die Gräben zwischen den Konfessionen wagen.

*) Auszüge aus dem Hirtenbrief: furche 45, S. 6 E-Mail: o.friedrich@styria.com

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