Die "angemaßte Definitionsmacht der römischen Kirche"

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Am 31. Oktober, dem Reformationsfest, wurde in allen lutherischer Kirchen dieses Landes eine Erklärung der evangelischen Synode A.B. verlesen, die zur Lage und Zukunft der Ökumene Stellung bezieht. Der "angemaßten Definitionsmacht" und dem "Ausschließungsanspruch der römischen Kirche", wie er einmal mehr in der Erklärung der Glaubenskongregation "Dominus Iesus" erhoben wird, erteilt die Evangelische Kirche eine klare Absage. Sie kommt zu dem nüchternen Ergebnis: "Der bisherige Weg der ökumenischen Bemühungen ist an eine Grenze gestoßen."

Am selben Tag war einer gemeinsamen Antwort des Vorsitzenden der österreichischen Bischofskonferenz, Kardinal Schönborn, des Wiener Weihbischofs Krätzl und der Vorsitzenden des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich, Frau Oberin Gleixner, zu entnehmen, die römisch-katholische Kirche in Österreich lese die umstrittenen Aussagen in "Dominus Iesus" im Kontext "aller ökumenischen römischenDokumente und Zeichen der letzten 35 Jahre" und wisse sich dementsprechend "herausgefordert, denbisherigen Weg der Ökumene in bewährter Weise fortzusetzen undzu vertiefen".

Das redliche Bemühen katholischer Repräsentanten, einer weiteren Verschlechterung des ökumenischen Klimas entgegenzuwirken, verdient auf evangelischer Seite Anerkennung und Vertrauen. Das ändert freilich nichts daran, dass der auch für Österreichs katholische Kirche geltende Ausschließlichkeitsanspruch Roms aus evangelischer Sicht eine Anmaßung bleibt, die theologisch wurzelhaft falsch ist. Er führt die katholische Kirche zudem in die schizophrene Lage, Vollmitglied im Ökumenischen Rat der Kirchen zu sein und gleichzeitig den meisten Partnern das Kirchesein abzusprechen. Hier besteht einiger Erklärungsbedarf. Denn in der Ökumene gilt: Wer die anderen ausschließt, der schließt sich selber aus.

Ulrich H. J. Körtner ist Professor für Systematische Theologie H.B. an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien.

Buchtipp Faszinierende Gestalten der Kirche Österreichs. Band 1. Hg. von Jan Mikrut. Dom Verlag, Wien 2000. 364 Seiten, kt., öS 198,-/e 14,39

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