Wo steht die Ökumene am Beginn des dritten Jahrtausends? Darüber nachzudenken, lädt die gerade zu Ende gehende Gebetswoche für die Einheit der Christen ein. Das "Jahrhundert der Ökumene" hat die Kirchen näher zueinander geführt, aber die Spaltungen nicht überwunden. Es endete vielmehr mit deutlichen Misstönen.
Das Motto der diesjährigen Gebetswoche stammt aus dem Johannesevangelium und lautet: "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben." Welchen Weg geht die Ökumene? Der mühsame Weg der Versöhnung ist offenbar weiter als gedacht. Inwiefern befinden sich die Kirchen gemeinsam auf dem Weg zur Einheit? Besteht die Gemeinsamkeit vielleicht nur darin, auf ge-trennten, aber parallel verlaufenden Wegen zu gehen, die sich - wie man es Parallelen nachsagt - erst im Unendlichen kreuzen?
Immerhin gibt es das gemeinsame Gebet, welches das Gespräch gerade in Konfliktfällen tragen und begleiten soll. Derzeit besonders passendist das Pfingstlied: "O komm, du Geist der Wahrheit, und kehre bei unsein, verbreite Licht und Klarheit, verbanne Trug und Schein."
Um Gottes willen - Klarheit! möchte man ausrufen angesichts mancher Bemühungen, eine gemeinsame Sprachregelung für den offenen Dissens im Kirchenverständnis zu finden. So hat Kardinal Schönborn in seinem Schreiben an die Evangelische Kirche erklärt, "dass wir uns gegenseitig respektvoll als Kirchen annehmen, gemäß unserem jeweiligen Selbstverständnis". Wenn doch zum römisch-katholischen Selbstverständnis die Ansicht gehört, die Kirchen der Reformation seien keine wirklichen Kirchen, sondern lediglich "kirchliche Gemeinschaften", tragen derartige Formeln nur zur Verunklarung bei. Sie bieten keine Lösung, sondern markieren gerade das Problem.
Gut gemeint, so kann manbei Alfred Polgar nachlesen, ist eben noch lange nicht gut.\r Ulrich H. J. Körtner ist Professor für Systematische Theologie H.B. an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien.
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