Die ökumenischen Diskussionen der letzten Monate lassen den Sammelband "Die Glaubwürdigkeit christlicher Kirchen" besonders aktuell werden. Eigentlich handelt es sich bei dem Buch um die umfangreiche Festschrift zum 60. Geburtstag des in Innsbruck lehrenden Jesuiten und Ökumeniker Ehren des Jesuiten Lothar Lies. Wie Lies, dessen Herzensanliegen die Ökumene ist, bauen die Autoren der Beiträge auf der Vision einer Einheit in versöhnter Verschiedenheit auf.
Die Beiträge stammen nicht nur aus verschiedenen christlichen Kirchen, sondern auch aus unterschiedlichen theologischen Disziplinen (Kirchengeschichte, Dogmatik, Ökumene, Liturgiewissenschaft, Kirchenrecht). Das, was alle miteinander verbindet, ist die Sorge um die Zukunft der Kirche. Diese Sorge ist beileibe nichts Neues. Sie hat schon Augustinus gequält, wie auf vielen Seiten des Werkes ausführlich dargelegt wird.
Unter anderem kommen zur Sprache: die Frage der Wiederherstellung der Kircheneinheit am Beispiel des Augustinus, die Frustration und neue Aufgaben in der ökumenischen Bewegung, das Verhältnis von Schrift und Tradition unter Berücksichtigung konfessioneller Engführungen, die Rechtfertigungslehre als tragfähige Grundlage für weitere Einigungsbemühungen, der lutherische Grundsatz "simul iustus et peccator" im Blick auf eine mögliche Vermittlung zwischen römisch-katholischer und evangelischer Auffassung, sakramententheologische Erwägungen am Beispiel der Taufe, kirchenrechtlich-ökumenische Überlegungen zum Verhältnis Eucharistie und Kirche, die Kirche auf dem Weg ins dritte Jahrtausend am Beispiel der McKinsey-Studie, dargelegt aus evangelischer und das Verhältnis von Christentum und Politik im neuen Europa aus orthodoxer Sicht.
Sowohl Kardinal Christoph Schönborn als auch der Innsbrucker Bischof Alois Kothgasser würdigen das umfassende Werk mit je einem anerkennenden Geleitwort.
Die Glaubwürdigkeit christlicher Kirchen. Auf dem Weg ins 3. Jahrtausend. Hg. von Silvia Hell. Verlag Tyrolia, Innsbruck 2000.352 Seiten, brosch., öS 348,-/e 25,29
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!