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Vergessener Ausgleich
Nach vier Jahren Krieg sollen Serben, Bosnier und Kroaten -L 1 wieder in einem gemeinsamen Staat zusammenleben? Wie soll das gelingen?
In der alten k. u. k. Monarchie hatte der Ausgleich zwischen Osterreich und Ungarn die Teilung des Beiches, die Befriedigung der Ungarn gebracht, aber die Konflikte mit den anderen Völkern offengelassen. Nur einmal gelang es, einen Modus zu finden, der geeignet erschien, die Interessen zweier Nationalitäten anzuerkennen und auszugleichen.
Die Vorarbeiten hatte Ministerpräsident Ernest von Körber geleistet, zur Durchführung kam der „Mährische Ausgleich" unter dessen Nachfolger Paul Gautsch. Am 7. November 1905 sanktionierte Kaiser Franz Joseph das Abkommen, das am 27. November -vor 90 Jahren - in Kraft trat.
In Mähren, wo die nationalen Konflikte zwischen Deutschen und Tschechen weniger virulent waren als in Böhmen, hatte sich die deutsche Landtagsmehrheit unter Johann von Chlu-mecky mit der tschechischen Minderheit über eine neue Landes- und Landtagswahlordnung geeinigt.
Die Wahl des Landtags sollte in nationalen Kurien erfolgen, wobei den Deutschen 46, den Tschechen 73 und den Großgrundbesitzern - in Überlieferung des alten Kurienwahlrechtes -30 Mandate zuerkannt wurden. Deutsche konnten nur Deutsche, Tschechen nur Tschechen wählen. Die Selbstverwaltungskörperschaften sollten-jeweils nach den örtlichen Gegebenheiten die Amtssprache festlegen.
In Mähren trug der Ausgleich zur Beruhigung bei. Auf ähnlicher Basis wurde 1910 für die viersprachige Bukowina der Ausgleich zwischen Rumänen, Polen, Ruthenen (Ukrainern) und Deutschen eingeführt. Ein 1914 für Galizien zwischen Polen und Ruthenen ausgehandeltes Abkommen kam nicht mehr zur Wirkung. Seither galt der Mährische Ausgleich mehrfach -etwa in Belgien - als Modell, wenn es galt, die Interessen verschiedener Nationalitäten zu berücksichtigen.
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