Der Mensch ist die größte Gefahr

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Viele Menschen sind sehr irritiert, dass Donald Trump zum nächsten Präsidenten der USA gewählt wurde. Auch sehr viele Muslime haben seine Wahl äußerst enttäuscht zur Kenntnis genommen, denn während des Wahlkampfes hat Trump sich mehrfach negativ gegenüber Migranten und Muslimen geäußert. Seine zum Teil rassistischen, aber auch frauenfeindlichen Kommentare disqualifizierten ihn in den Köpfen und Herzen vieler Menschen. Dennoch hat Trump die Präsidentschaftswahlen in den USA gewonnen. Ich halte wenig von persönlichen Angriffen auf Trump.

Alarmierend ist die Tatsache, dass so viele Menschen Politiker mit solchen Haltungen wählen und sich mit ihnen identifizieren. Was kritisch hinterfragt werden sollte, sind also nicht Trumps persönliche Einstellungen, sondern die Einstellungen der Bevölkerung zu sensiblen Themen wie Rassismus, Frauen, Minderheiten, Religionsfreiheit, ja zum Menschen selbst. Und dies gilt längst nicht nur für Trumps Wähler, sondern für die Wähler aller Rechtsparteien auch in Europa, die offensichtlich immer mehr und nicht weniger werden.

Eine andere kritische Frage muss auch dringend von Muslimen selbst gestellt werden: Muslime regen sich über Trumps Äußerungen auf, aber wo bleiben die Proteste in den islamischen Ländern, wenn Frauenrechte und Rechte von Minderheiten unterdrückt werden, oder wenn der Mensch in den meisten islamischen Ländern kaum demokratische Freiheiten genießen kann, wie der Mensch, ja auch der Muslim, in den USA? Uns sollte es nicht um die Person Trump oder um die eine oder andere rechte Partei in Europa gehen, sondern um den Menschen an sich, dessen Würde ihm offensichtlich nicht überall und immer von seinen Mitmenschen bedingungslos zugesagt wird. Es ist der Mensch, der die größte Gefahr für den Menschen darstellt.

Der Autor leitet das Zentrum für Islamische Theologie an der Uni Münster

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