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Müder Horror

Nicht immer bringt das Landleben Freude mit sich. Das müssen auch Cooper (Dennis Quaid), Leah Tilson (Sharon Stone) und ihre beiden Kinder erfahren. Denn kaum, dass die Yuppie-Familie von ihrem New Yorker Appartement in ein altenglisches Anwesen in der Einöde gezogen ist, klopft der Horror an die Tür. Der Rest von Mike Figgis Thriller "Cold Creek Manor" ist schnell erzählt: Ein junger Mann (Stephen Dorff) kreuzt bei der Familie auf und bietet bei der Renovierung des maroden Hauses seine Dienste an. Kurz darauf müssen die Tilsons erfahren, dass die Villa - und ihr neuer Bekannter - ein tödliches Geheimnis bergen.

Dies wäre auch schon der gesamte Plot des Films, der bis auf ein totes Pferd im Swimming Pool und einer Wasserleiche leider wenig Spannungselemente zu bieten hat. Regisseur Figgis ("Leaving Las Vegas") wollte einen raffinierten Suspense-Thriller kreieren. Doch leider liefert er ein langweiliges Vorspiel von 60 Minuten, ehe er zaghaft die ersten Gänsehaut-Effekte einsetzt. Wobei auch hier der Höhepunkt lediglich in einer Hand voll Schlangen besteht, die über das Haus herfallen - ein Schockeffekt, der lediglich noch Indiana Jones zum Gruseln gebracht hätte. Sandra Wobrazek

COLD CREEK MANOR

Das Haus am Fluss.

USA 2003. Regie Mike Figgis. Mit

Sharon Stone, Dennis Quaid, Stephen Dorff. Verleih: Buena Vista. 118 Min.

Skurrile Türken

Der strafversetzte Staatsdiener Güner Sernikli, ab sofort neuer Direktor der Stadtbibliothek, und seine Familie werden herzlich in Hakkari willkommen geheißen. Das Problem: In dem kleinen Dorf im Südosten der Türkei, gibt es gar keine Bibliothek - nur eine Menge verrückter Bewohner. Bei "Vizontele Tuuba" ist derselbe Geist zu spüren wie im Vorgänger, "Vizontele", dem türkischen Kinohit von 2001. "Vizontele", das bedeutet, dass alles Traurige etwas Komisches hervorzubringen vermag - und alles Komische etwas Trauriges. Dieses Phänomen ist auch im Sommer des Jahres 1980 zu spüren. Verdrehtes trifft auf Ungewöhnliches: eine Bibliothek und tausend Küken, die für Überraschung sorgen; zwei anarchistische Vereine, bei denen niemand so genau weiß, in welchem Punkt sie sich nicht verstehen.

"Vizontele Tuuba" verstrickt unsinnige Charaktere und Handlungsstränge und verläuft sich manchmal dabei. Wie schon in "Vizontele" sorgen Fernseher für Gesprächsstoff; reparieren wird sie erneut Regisseur Yilmaz Erdogan in der Rolle des "irren Emin".

Nicole Albiez

VIZONTELE TUUBA

Türkei 2004. Regie: Yilmaz Erdogan

Mit Yilmaz Erdogan, Tuba Ünsal, Demet Akbag. Verleih: Warner Bros. 111 Min.

Gealterter Kämpfer

Spätestens seit Matrix gehören Martial-Arts-Sequenzen zum guten Ton einer jeden Hollywood-Action-Produktion. Daher ist es nicht weiter verwunderlich, dass in "Shanghai Knights", dem Sequel zu "Shanghai Noon", die fernöstliche Kampfkunst bereits zum zweiten Mal im wilden Westen Einzug hält. Der leicht in die Jahre gekommene Kung-Fu-Superstar Jackie Chan stellt einmal mehr seine akrobatische Agilität unter Beweis und darf schlussendlich sogar die englische Königin Viktoria durch seine beeindruckenden Fähigkeiten vor dem sicheren Tod bewahren.

Die beiden Drehbuchautoren Alfred Gough und Miles Millar, die am Rande der Handlung historische Persönlichkeiten wie Jack the Ripper, Sir Arthur Conan Doyle oder Charlie Chaplin auftauchen lassen, verstehen es, die Zusammenarbeit von Owen Wilson und Chan dynamisch in Szene zu setzen und überraschen mit einigen Neuinterpretationen alter Klassiker - wie zum Beispiel der Tanzeinlage von "Singing in the Rain". Entspanntes Feiertagskino ohne viel Tiefgang!

Lukas Grossebner

Shanghai Knights

USA 2003. Regie: David Dobkin.

Mit Jackie Chan, Owen Wilson. Verleih:

Constantin Film. 115 Min.

Unsichere Sozialkritik

"Nachtreise, der von uns ausgezeichnete Film, gibt einen Einblick in die Lebensrealität einer türkischen Minderheit im Untergrund. Souterrain als Metapher für soziale und politische Ohnmacht und gesellschaftliche Bedeutungslosigkeit." - So die Jury der Viennale 2002, die Kenan Kilics "Nachtreise" mit dem Wiener Filmpreis bedachte. Eine schwer nachvollziehbare Entscheidung, galt es doch, den besten Film zu prämieren und nicht eine Auszeichnung für Sozialkritik - so wichtig sie auch sein mag - auszusprechen.

Low Budget in Ehren. Ebenso die Einbeziehung von Laienschauspielern, "um dem Film die größtmögliche Authentizität zu verleihen", wie Kilic meint. Nur leider will es dem Regisseur so gar nicht gelingen, seine Darsteller derart in Szene zu setzen, um damit dem Film den Charakter einer Abschlussarbeit auf der Filmakademie zu nehmen. Auch die Kameraführung wirkt unsicher, als hätten sich die Kameramänner Wimmer und Angst nicht entscheiden können, ob sie einen Dogma Film drehen sollen oder doch eine Am Schauplatz-Dokumentation für den ORF.

"Nachtreise" ist zweifellos der wichtige Versuch, menschenunwürdige gesellschaftspolitische Missstände in unserem Land aufzuzeigen. Doch künstlerisch reicht er über diesen Ansatz kaum hinaus. Lukas Grossebner

NACHTREISE - Gece Yolculugu

Österreich 2002. Regie: Kenan Kilic.

Mit Mehmet Tanik, Hakki Kilic. Verleih: Kenan Kilic. 65 Min.

Verfilmter Reformator

Die Kritik des in Österreich lange erwarteten Filmes "Luther", der diese Woche in die Kinos kommt, lesen Sie auf Seite 6.

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