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Digital In Arbeit

Ein osterreichischer Arbeiterdichter

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In der jüngeren Generation der österreichischen Arbeiterdichter nimmt Hans Heidenbauer einen besonderen Platz ein. Als Sohn eines Werkarbeiters im Jahre 1902 in Langenwang in der Steiermark geboren, wird Hans Heidenbauer mit 13 Jahren Hilfsarbeiter in einem obersteirischen Stahlwerk. Volle 18 Jahfe lebt er von seir Hände Arbeit als Schleifer, Meißler, Eisenträger, Kesselheizer, Kohlemehipper, Ge-neratorenvormann. Sinn und Herz aber bleiben lebendig im Lärm der Maschinen und im täglichen Einerlei der schweren Arbeit. Geistige und seelische Not drücken ihm die Feder in öMe Hand, und so schreibt er mit 29 Jahren — noch bevor er lyrische Gedidite gelesen hat — seine ersten unbeholfenen Verse. Für sein Gedichtbänd-chen „Alltag“ erhält er drei Jahre später als erster manueller Arbeiter Österreichs den Julius-Reich-Preis. Die eigene Begabung und die Erkenntnis, daß die drückende Schwere des Arbeiteralltags ein Gegengewicht finden muß, werden ihm zur Verpflichtung, seinen Kameraden zu helfen. Hans Heidenbauer wird als Fachreferent für Arbeiterbildungswesen in die Arbeiterkammer nach Graz berufen. Das Jahr 1938 reißt ihn von dieser Arbeit weg und madit ihn beschäftigungslos. Nun lebt er zwischen den Zeiten, „ausgeschaltet“ — und wird 1942 zur Wehrmacht eingezogen. „Als ich einrückte“, sdireibt Heidenbauer, „bat ich unsern Herrgott, er möge mir die Teilnahme an einer Exekution ersparen, da ich davor maßloses Grauen empfand. Gott meinte es gut mit mir und ersparte es mir, überhaupt einen Menschen angreifen oder töten zu müssen, er ersparte mir jeden Sehuß auf lebende Ziele, und darüber bin ich froh!“

Er schlägt sich nach dem Zusammenbruch in die Heimat durdi. Hier findet er sein Heim von Bomben zerstört, ein Sohn war gefallen, ein zweiter schwer verwundet. Heideiibauer muß zum drittenmal beginnen,sein Leben aufzubauen. Glaube und Mut sind dem Dichter nicht verlorengegangen. Neben der täglichen Arbeit als Abteilungsleiter in der Bergarbeiter-Versicherungsgesellschaft in Graz beschäftigen ihn Arbeiterfragen, Jugendprobleme und — nicht zuletzt — sein eigenes Werk.'Das harte Leben hat es geprägt; es kennt nicht die Gefahr blutlosen Ästhetentums und formaler Glätte. Es ist das Werk ehrlich schaffender Hände — und eines gläubigen Herzens.

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