Kommunikation für Anfänger

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Von sieben Krisen der Kirche ist in den Vorschlägen die Rede, die das von der Katholischen Aktion initiierte Gesprächsforum Kirchenzukunft Österreichs Bischöfen übergab, um zur Lösung der prekären Kirchensituation beizutragen. Eine der Krisen wurde dabei als Kommunikationskrise benannt. Gemeint war, welches Erscheinungsbild Österreichs Kirche und ihre Bischöfe in der Öffentlichkeit machen: "Konflikte werden verharmlost oder vorschnell geglättet. Einheit wird gefordert, Vielfalt unterdrückt." Noch mehr solcher ungeschminkter Aussagen enthält das Papier, das von 20 prominenten Katholiken und der Spitze der Katholischen Aktion erarbeitet wurde.

Die Kommunikationskrise ist aber nicht nur auf das Gespräch von Kirche mit der Öffentlichkeit beschränkt, sondern spielt in alle kirchlichen "Beziehungsebenen": Bischöfe untereinander, Bischöfe mit Laien, schon gar: Bischöfe mit Kirchenvolks-Begehrern, Laien untereinander usw. Als ob "Gespräch" nicht genügt hätte, wurde zuletzt der "Dialog" beschworen - mit dem Ergebnis, daß dieser eine hohle Phrase ohne Leben blieb.

Die Entwicklungen der letzten Tage setzen ob dieser Vorzeichen in Erstaunen: Ein "runder Tisch" von Laien und Bischöfen, an dem auch ein Vertreter des Kirchenvolks-Begehrens sitzt, war möglich. Und aus Bischofsmund von Graz bis Wien und - zumindest - bis Innsbruck ist plötzlich zu vernehmen: Dialog, wenn er gelingen soll, ist mit allen zu führen - auch mit den Kirchenvolks-Begehrern.

Was vor kurzem noch in erstarrten Bahnen verlief, scheint aufzubrechen, und nicht nur angebliche Schwarzmaler, sondern auch Kirchenführer wie der neue Wiener Kardinal sprechen von einer "Lebenskrise" der Kirche. Die Bischöfe wollen schnell handeln, statt der üblichen, Monate dauernden Entscheidungsfindung soll bis 10. Februar eine Antwort auf die Laienvorschläge da sein. Der Autor dieser Zeilen, als Vizepräsident der Katholischen Aktion an den Bischofsgesprächen und Expertenrunden beteiligt, ist verblüfft, vermutlich ebenso wie alle anderen gelernten Österreicher.

Die Hoffnung, daß Kommunikation stattfindet, scheint nach den Ereignissen nicht mehr vergebens zu sein. Selbst wenn es für alle Beteiligten bloß eine erste Lektion, also Kommunikation für Anfänger war.

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