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Das Gesetz der Verwandlung

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MAURICE BLONDEL - PIERRE TF.ILHARD DE CHARDIN. Briefwechsel. Herusertm und kommentiert von Henri de liblc, Verl Krl Alber, Freiburg-München 1967. 191 Seiten. DM 24 —

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MAURICE BLONDEL - PIERRE TF.ILHARD DE CHARDIN. Briefwechsel. Herusertm und kommentiert von Henri de liblc, Verl Krl Alber, Freiburg-München 1967. 191 Seiten. DM 24 —

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Das Zentralthema des vorliegenden Bandes bildet das Problem der Vereinbarkeit natürlicher und übernatürlicher Bereiche in der Konzeption Teilhards. Es macht das große Verdienst des Herausgebers aus, diese Problematik einmal gründlich anzugehen und zu klären, an Hand des Briefwechsels, den Teilhard mit dem großen französischen Philosophen Maurice Blondel führte. Es war ja bekannt, daß Teilhard unter dem starken Einfluß Blondeis stand. Hier werden nun die entscheidenden Dokumente vorgelegt. P. Valensin SJ war der Freund Blondels und Teilhards, er vermittelte also auch zwischen beiden. Teilhard war viel an dem Urteil und der Kritik Blondels gelegen, der ja schon vor Teilhard über die von Christus ausgehende, Einheit stiftende Macht nachdachte und mit seiner Actions-Philosophie konfrontierte. Das konkrete Ergebnis waren zwei Memoranden, die Teilhard an Blondel schickte und auf die er eingehend antwortete. „In der grundsätzlichen Betrachtung der Lösung der Probleme“, schreibt Blondel, „in se also, sind wir, glaube ich, einig; nur in bezug auf die Art und Weise, wie wir uns diese Lösung schon jetzt vorstellen und in der Bestimmung ihrer Wege bleiben vielleicht einige Unterschiede in der Farbstimmung oder im Ausdruck“. Blondel, der auf Grund seiner Lektüre des heiligen Johannes vom Kreuz die Theologie des Kreuzes stark in den Vordergrund rückte, kritisiert vor allem an Teilhards Konzeption das, was metaphysischer, religiöser und übernatürlicher Ordnung ist, „auf eine wissenschaftliche, phänomenale und naturalistische Ebene hierunterzuholen“. Für Teilhard. wie er antwortet, vollzieht sich der Übergang jedoch nicht nach dem Gesetz eines Bruches, sondern einer

Verwandlung, weil der Anteil positiver Leistungen des Einzelnen und der Menschheit nicht zum Scheitern gebracht werden darf, sonst würde uns „der Mut zum Handeln genommen, und ich werde gegenüber einem ganzen Anteil meines Lebens, den die Religion seines Reizes beraubt, ohne mir das Recht zu geben, ihn fallenzulassen, voll Ekel erfüllt.“ Man muß nach Teilhard in Christus wachsen können, „nicht nur auf Grund aszetischer Entsagungen und der zerreißenden Erfahrungen des Leidens, sondern auch auf Grund von allem, was meine Existenz an positiver Leistung, an natürlicher Vervollkommnung und an menschlicher Pflicht einschließt... Nun bin ich trotz mancher Ausdrücke des Evangeliums meinem Gewissen nach nicht der Meinung, es sei uns durch unsern Herr die Erlaubnis gegeben worden, unsere natürliche Aufgabe preiszugeben“. Teilhard leugnet keineswegs Leiden und Krieuz, dem er ja die Ausführungen über die „Minderung“ widmet, nur glaubt er nicht, daß sich die Welt nach einem Gesetz des Bruches, sondern der Verwandlung vollzieht. So sieht er nur einen Unterschied der Tendenz oder der Akzentsetzung.

Kein Kenner oder auch nur Liebhaber Teilhards wird versäumen, diese Neuerscheinung zu lesen, die ganz besonders durch die ebenso intelligente wie behutsame Interpretation Lubacs einen großen Wert darstellt. Lubac ist einfach das Ideal eines klaren und einfühlsamen Kritikers. Mehr denn je vermißt man daher, daß sein entscheidendes Werk über Teilhard (La Pensėe religieuse du Pėrė Pierre Teilhard de Chardin, Paris 1962), dessen Übersetzungsrechte zwar vergeben sind, im deutschen Sprachraum immer noch nicht vorliegt.

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