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Pierre Teilhard de Chardin

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DER MENSCH IM KOSMOS. Von Pierre Teilhard de Chardin. (Deutsche Fassung von „Le Phenomene Humain”). Verlag C. H. Beck, Miinchen. 311 Seiten. Preis 15 DM.

DER PFEIL DES HUMANEN. Uber P. Teilhard de Chardin. Von A. Portman n. Verlag K. Alber, Miinchen 1960. 61 Seiten.

Es ist ganz unmbglich, diesem die Geister aufrfittelnden Hauptwerk des Je- suiten Pierre Teilhard de Chardin in einer Besprechung auch nur einigermafien ge- recht zu werden. Ein wissenschaftlich hochverdienter Palaontologe, der Erfor- scher des Friihmenschen Sinanthropus pekinensis, ein in alien Naturwissenschaf- ten hochgebildeter Mann, ein Christ mit der Glut eines groBen Glaubens und einer allumfassenden Liebe, versucht eine groBe Synthese zwischen Glaube und Wissen zu vollziehen und dariiber hinaus in einer Zukunftsvisidn das Bild einer sich voll- endenden Welt zu zeichnen. Sein Leit- gedanke ist die Evolution, die ihm in seiner wissenschaftlichen Arbeit immer deutlicher als Realitat einer langen Geschichte der Erde, der Lebewesen und der Menschheit entgegentrat. Sein Grund- gefiihl ist der groBe Optimismus, daB diese Entwicklung notwendigerweise zu immer hoherer Integration und zuletzt auch zu einer Vollendung des menschlichen Zu- standes ffihren mfisse, deren Ziel all diese

Evolution von Anfang an war. Was Schopfung heiBt, ist wohl seit Augustinus nicht mehr so ergreifend und allumfassend dargestellt worden. Der moderne Natur- forscher sieht in diesem Werk eine be- gliickende Synthese zwischen dem dy- namisch-historischen Weltbild seiner Wis- senschaft und einem von Leben erfullten Schopfungsglauben erstehen, wenn er auch nicht immer den Zukunftsvisionen des Autors zu folgen vermag. Es soil nicht behauptet werden. daB Teilhards Synthese die einzig mogliche oder die einzig rich- tige ist. Die Frage, ob sein Werk ganz frei von theologischen Irrtfimern ist, wurde schon ofter diskutiert, aber immer im Sinn der Irrtumsfreiheit beantwortet. Vielleicht ist dieses groBe Lebenswerk nicht ganz frei von der Gefahr, Irrtiimer zu erzeugen. Immerhin sind viele hervor- ragende Geister unserer Zeit durch Teilhards Bucher und durch seine eimnalige Personlichkeit zum Glauben gefuhrt worden.

Es ist interessant, wie ein ffihrender Zoologe, A. Portmann, sich mit Teilhards Buch auseinandersetzt. Zutiefst beein- druckt, versucht dieser konfessionell nicht gebundene Forscher den wissenschaftlichen vom. philosophischen Anted zu sondern, unter steter Bewunderung de4 wissenschaftlichen Leistung und der Glaubens- starke des Autors und bestarkt in einem heute oft vertretenen christlichen Huma-

nismus, der vielleicht noch nicht Glaube ist, aber fiir viele den Weg zum Glauben weisen kann.

GEHEIMNIS DER SCHOPFUNG. (Deutsche Fassung von „Problemes d’Otigines”). Von M. G r i s o n. Rex-Verlag, Miinchen 1960. 332 Seiten. Preis 24.80 DM.

Ein in alien Naturwissenschaften be- schlagener und theologisch-philosophisch wohlgeschulter Autor versucht in syste- matischer Weise eine Synthese zwischen dem Weltbild der modernen Naturwissenschaften und dem christlichen Schopfungs- glauben durchzufiihren, wobei die Kern- fragen vom Ursprung der Welt, der Lebewesen und des Menschen im Mittelpunkt der Erorterungen stehen. Im Anhang werden einige Dokumente von kirchlichen Lehrentscheidungen und Ratschlagen ge- bracht. Die Darstellung kann natiirlich nicht in alien Disziplinen der Naturwissenschaften gleich gut infonniert sein, steht aber uberall in voller Ubereinstim- mung mit den neuesten Ergebnissen. Die philosophische Interpretation scheint dem Referenten uber jeden Zweifel erhaben. Es ist dies wohl das beste in letzter Zeit erschienene Buch, aus dem sich jeder interessierte Laie, jeder Naturforscher, vor allem aber auch jeder Theologe und Seel- sorger uber die Moglichkeiten einer Synthese zwischen Glaube und Wissen infor- mieren kann. Es bestatigt in hohem Aus- mafi das Gefiihl, das wohl jedem christlichen Naturforscher unserer Zeit mehr oder weniger deutlich bewufit wird, daB das moderne naturwissenschaftliche Weltbild viel leichter, viel ertragreicher mit dem christlichen Schopfungsglauben har- moniert. als dies bei dem statisch-zykli- schen Weltbild der Antike und des Mittel- alters der Fall war. Wir mussen sie nur wirklich vollziehen, diese Synthese, nicht nur wissend, sondern auch glaubend, und beides mit der gleichen Hingabe.

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