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Kim Jong Un ist vermutlich ein kranker Mensch. Zumindest lassen seine politischen Botschaften, seine Inszenierung, seine Schauprozesse und seine Säuberungsaktionen, seine Killerkommandos auf eine schwer gestörte Persönlichkeit schließen. Vielleicht muss einer, der Nordkorea oder irgend ein anderes Land diktatorisch führt, auch so veranlagt sein. Schon sein Vater hat sich mit Erpressungen der Weltgemeinschaft über Wasser gehalten, als Millionen Nordkoreaner an Hunger zu sterben drohten. Kim der Jüngere tut genau das Gleiche. Er erpresst, indem er Raketen testet und sein Atomprogramm vorantreibt. Früher waren die Gegenparts allerdings US-Präsidenten wie Bill Clinton, George Bush, Barack Obama. Sie alle haben in letzter Konsequenz nachgegeben. Zu gefährlich ist die Lage für Millionen Menschen wäre ein militärisches Eingreifen für die direkten Nachbarn Nordkoreas, Südkorea und Japan.

Doch mit Donald Trump ist das anders. Nicht nur, weil der US-Präsident die Weltpolitik als einen Saloon wahrzunehmen scheint, in dem Shoot-outs erlaubt sind, wenn nicht gar erwünscht. Ein militärischer Konflikt in Asien ist auch die wärmstens gehegte Fantasie seines engsten Beraters Stephen Bannon. Das erst macht die fortgesetzten Provokationen und Gegenprovokationen so richtig gefährlich und Bannons Fantasien möglicherweise zu einer Selffulfilling Prophecy. Derzeit scheint jedenfalls nicht nur Pjöngjang in zunehmendenm-Maß unerreichbar für rationale Argumente, sondern auch Washington.

Umso wichtiger werden nun also die diplomatischen Aktionen des Restes der Welt - und zwar, wenn es sein muss, auch ohne Abstimmung mit Washington. Warum sollte, was beim Iran möglich war, nicht auch mit Nordkorea funktionieren? Man muss dem Verbrecher seine Waffen abnehmen -oder besser: abkaufen. China muss ein Interesse an solchen Verhandlungen haben. Aber auch die Europäer müssen sich aktiver als bisher in der globalen Kulisse bewähren. Letztlich geht es dabei nicht nur um eine Möglichkeit, sich selbst stärker in Szene zu setzen, sondern um die Wahrung eines letzten Restes von Ratio in einem verrückten Umfeld.

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