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In Waemdorfers Musiksalon

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Margaret Macdonalds Relieffries „Die sieben Prinzessinnen“ ist ab 26. Oktober im Museum für angewandte Kunst in Wien erstmals in der Öffentlichkeit zu sehen.

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Margaret Macdonalds Relieffries „Die sieben Prinzessinnen“ ist ab 26. Oktober im Museum für angewandte Kunst in Wien erstmals in der Öffentlichkeit zu sehen.

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Maeterlinck - Szene Sieben Prinzessin nen, die den Prinzer erwarten. Dei kommt und fmdel die Braut tot. Übei die Tote gebeugt, weinen sie alle der Prinz und die sechs Prinzessinnen. Märchenhaft weinen sie, in einer unbestimmt graulichen Harmonie … Und die trauernden Gestalten neigen sich, wie Rohr im Winde, und ihre Linien haften in stilistischer Starre wie applikiert.“ So beschreibt der Kunst-Kritiker Ludwig von Hevesi den Fries, den Margaret Macdonald 1906 für den Musiksalon des Hauses Fritz Waerndorfer geschaffen hat und der nun im Museum für angewandte Kunst erstmals zu besichtigen ist.

Waerndorfer ist bestenfalls als finanzieller Mitbegründer der „Wiener Werkstätte“ bekannt, wenige jedoch wissen von seiner Kunstsammlung, seinen Künstlerfreundschaften und seinem Haus, das so bedeutende Künstler wie Kolo Moser, Charles Rennie Mackintosh und Josef Hoff- mann ausstatteten.

Fritz Waerndorfer, 1868 in Wien geboren, entstammte einer jüdischen Textilfabrikantenfamilie, also jener Schicht, die für Wiens kulturelle Entwicklung um die Jahrhundertwende maßgeblich war. Auf Geschäftsreisen nach England galt sein Interesse mehr den Galerien und Museen als der Textilindustrie. Zurückgekehrt nach Wien fand er Anschluß an den Kreis der Secessio- riisten und schloß Freundschaften mit Hermann Bahr, Josef Hofmann, Gustav Klimt und Kolo Moser.

Bei der achten Sezessionsausstellung im Jahr 1900, die eine wichtige Voraussetzung für die Gründung der Wiener Werkstätte war, wurden die „Glasgow Four“, Charles Rennie Mackintosh, seine Frau Margaret Macdonald, Herbert und Frances Macnair, eingeladen, einen Raum auszugestalten und zu möblieren. Die nervöse, gezierte Linienkunst, deren Wurzeln in England auf die Präraffeliten und den Illustrator William Blake zurückgehen, wurde von der zeitgenössischen Kunstkritik unterschiedlich aufgenommen, Ludwig von Hevesi sprach vom „Höhepunkt der Schmockerei“. Die Verbindung zwischen Mackintosh und Wien riß in den folgenden Jahren nicht ab. Schottische und österreichische Künstler träumten weiterhin von einer umfassenden neuen Lebensform und dem Ziel, modernem Empfinden die entsprechende Form zu geben. Für dieses Ziel wurden Mäzene gesucht und gefunden.

Fritz Waerndorfer erwarb von den schottischen Künstlern zunächst nur einige kleinere Arbeiten, erteilte jedoch 1902 Charles Rennie Mackintosh den Auftrag, für seine Villa im 19. Bezirk den Musiksalon zu gestalten. Gleichzeitig mit Mackintosh stattete Josef Hoffmann das an den Musiksalon angrenzende Speisezimmer aus; Kolo Moser wurde für die Bildergalerie beschäftigt. Für den oberen Wandabschluß des Musiksalons schuf Margaret Macdonald 1906 nach einem "Theaterstück „Die sie ben Prinzessinnen“ des belgischen Symbolisten Maurice Maeterlinck drei Tafeln für ein Gipsfries.

Nach Waerndorfers Konkurs, Auflösung des Hauses 1916 und Übersiedlung nach Amerika verschwand die gesamte Ausstattung des Hauses. Fotos, Beschreibungen aus zeitgenössischen Kunstpublikationen und Briefe belegen nie Raumausstattung und die Anordnung des Frieses, das im Zuge der Umbauarbeiten in einem Depot im Keller des Museums für angewandte Kunst aufgetaucht ist und nun fertig restauriert erstmals ausgestellt wird.

Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die Restaurierung des Frieses, der unter seiner schwer nachvollziehbaren Vergangenheit gelitten hat.

An Hand von Plänen, Fotografien und Untersuchungsergebnissen werden die aufwendigen Restaurierungsarbeiten dem Publikum präsentiert. Ergänzt wird die Ausstellung um Dokumentalionsmaterial, Fotos und zeitgenössische Beschreibungen zu Fritz Waerndorfer, sei nem Haus und seiner Sammeltätigkeit sowie zur achten Secessionsaus- stellung.

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