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Max-Reinhardt-Gedenksttte

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Max Reinhardt und sein Werk sind heute — zehn Jahre nach seinem Tod — schon Geschichte geworden. Er war vor allem Regisseur, der dem Theater und dem Theatralischen alles, manchmal sogar die Dichtung unterordnete. Eine maßlose, unerschöpfliche Persönlichkeit hat mit ihm aufgehört zu wirken, und wieviel von seinem Werk auch weiterlebt, es gehört eigentlich schon der Vergangenheit an.

Es ist schwer, einem so universellen Künstler wie Reinhardt auf gedrängtem Raum eine Gedenkstätte zu errichten. Man hat in der Ausstellung der Theater Sammlung in der Hofburg klug darauf verzichtet, ein chronologisch lückenloses Bild zu geben, sondern hat aus den Beständen der Theatersammlung und aus dem von Frau Helene Reinhardt-Thimig zur Verfügung gestellten Nachlaß ihres Gatten Beispiele ausgewählt, die den Besucher erinnern und anregen sollen. Das eigenste Element Reinhardts, die Regiearbeit, die Bewegung von Massen, die Führung der Schauspieler, alles das kann eine Ausstellung nicht zeigen. Auch der vorgeführte Film über Reinhardt bei der Regieführung vermittelt nur eine geringe Vorstellung davon, Wertvoller sind die R e g i e b ü c h e r, aus denen man Einblick in die Arbeitsweise Reinhardts gewinnt und erkennt, daß die Frage „Neuschöpfung“ oder „Nachschöpfung“ vor dieser unbegrenzten Phantasie bedeutungslos wurde. Daneben fällt immer wieder auf, wie es Reinhardt verstand, andere bedeutende Künstler an sich zu fesseln und zur Mitarbeit anzuregen. Wir sehen die Handschrift Hofmannsthals, Skizzen von Gordon Craig, Szenenbilder von der „Mirakel“-Inszenierung in London, Entwürfe für die berühmte Zirkusaufführung des „König Oedipus“ in Berlin, Zeichnungen Strnads, Slevogts, Rollers Bühnenbilder aus München. Immer wieder Shakespeare, der die barocke Phantasie Reinhardts besonders anzog: „Kaufmann von Venedig“ in Venedig und der „Sommernachtstraum“ in allen Entwicklungen bis zum Film. Besonders reizvoll sind die Entwürfe und Figurinen Oskar Laskes für den „Diener zweier Herren“ zur Eröffnungsvorstellung des neuen Josefstädter Theaters. Dazwischen das Reifen des Festspielgedankens, die Entwürfe für das „Welttheater“ in der Kollegienkirche, und schließlich Bilder der ersten „Jedermann“-Aufführung, wo Reinhardt in der ganzen Barockstadt eine kongeniale Kulisse gefunden hatte. Ein Vierteljahrhundert der fruchtbarsten europäischen Theatergeschichte wird in dem kleinen Raum in der Hofburg lebendig, und es bedarf nicht mehr, um des Mannes zu gedenken, der sie so entscheidend mitgestaltet hat.

Gleichzeitig mit dieser Ausstellung wird ein Her-mann-Bahr-Gedächtnisraum eröffnet. Hier steht das Persönliche im Vordergrund: Aus dem Nachlaß von Frau Anna Bahr-Mildenburg sind mit Einfühlungsvermögen viele kleine Dinge zusammengetragen, die das liebenswerte Bild eines bedeutenden und oft verkannten Menschen und seiner Umwelt spiegeln.

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