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Kleinbühnen-Stenogramm
Nestroytheater: Nach dem letzten hoffnungsvollen Teilerfolg war die jetzige Inszenierung von Nestroys „Unverhofft“ leider enttäuschend. Das Stück selbst gibt dazu keinen Anlaß: es entstand zwar sehr rasch im April 1845 für die „Benefizaufführung“ zugunsten der Prager Hochwassergeschädigten und lehnte sich daher noch enger als sonst an das französische Original an, hat aber neben dessen turbulenter, geschickter Handlungsführung seine speziellen Qualitäten im Dialog und der parodistischen Zeichnung der Figuren. Der Regisseur des Abends, Max Felber, hatte bei der Realisierung des Ganzen allerdings keine glückliche Hand. Das Tempo war oft peinlich schleppend, er trieb die sprachliche Verproletarisierung weiter voran (bald kann man die Aufführungen nur noch Dialektforschern empfehlen) und erfand einen ebenso unoriginalen wie dummen Schluß. Obwohl sonst — und das ist ein nicht zu unterschätzendes Positivum — ziemlich textgetreu gespielt wird. Trotz mancher Lichtblicke zum Beispiel in der Dialogführung und durch das Talent Hans Falärs blieb das Ganze also enttäuschend. Man nimmt eben nicht gerne Rückschritte hin, übrigens auch nicht beim Bühnenbild...
Theater der Courage: Streng nach der (an sich gar nicht unvernünftigen) Regel kommt diesmal wieder die leichte Muse an die Reihe. Nach dem Engagement das Privatvergnügen. Nach dem überlangen „Eulenspiegel“ die überkurzen Szenen „Codex—Podex“ von Georges Courteline (1858 bis 1929). Es war ein guter Griff. Die vier Einakter (man merkt erst relativ spät, daß sie in einem Zusammenhang stehen) haben zwar etwas magere Pointen, die außerdem noch leicht vorauszusehen sind, gleichzeitig aber auch so viel Witz und liebenswürdige Schrulligkeit, daß man ihnen die Schwächen gerne verzeiht. Überdies ist die Aufführung unter der Bühneneinrichtung und Regie von Lida Winiewicz ausgezeichnet. Es stimmt fast alles, vom brauchbaren Bühnenbild Pierre Lefevres bis zu den Statisten, von den Kostümen Lisi Regscheks bis zu den sehr befriedigenden schauspielerischen Leistungen Willi Merc und Margret Fuchs — allen voran aber Emmy Werner in einer kleinen, brillant gespielten Rolle. — PS: Vielleicht könnte man sich auch mit den Programmen mehr Mühe gaben ...
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