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Pfiffige Architektur auf wenig Platz.

Die anonymen Riesenplattenbauten und Satellitenstädte der siebziger wurden oft zu Problemzonen, die allgemeine Rezession brachte den darauffolgenden Bauboom in grünen Randzonen zum Erliegen. Auch der Traum vom Einfamilienhaus mit der Folge der Zersiedelung wird zunehmend brüchig, neue Selbständige und Kreative leben ohnehin lieber in der Stadt. Die City wird wieder zum attraktiven Lebensraum mit allen Vorteilen urbaner Infrastruktur.

Baugrund ist hier aber rar und teuer. Nachverdichten, Lücken schließen oder auf Dachzonen alter Häuser aufstocken, heißt die Devise nicht nur in Wien, sondern auch in Deutschland, wo die Wirtschaftsmisere noch größer ist und der Monostrukturenschock noch tiefer sitzt. Stephan Isphording, praktizierender Architekt und versierter Autor, stellt in "Bauen und Wohnen in der Stadt" 25 für den Trend zur kleinen, feinen Spezialform in der City typische Projekte vor. Komplizierte, oft schmale Grundstücke in beengter Lage und die begrenzte Belastbarkeit alter Substanz beim Dachaufbau fordern Planern viel Geschick, ökonomische und intelligente Lösungen ab. So brachten die Kölner Architekten Brandlhuber & Kniess auf zwischen 2,56 und 2,87 m schmalem, 32 m tiefem Grund ein attraktives, schmales Haus mit drei Wohnungen und Läden unter. Ganz oben wohnt man in der Maisonette, der zweigeschossige Shop mit Luftraum ist großzügig und hell.

Mit großem architektonischem Einfallsreichtum punktet das einzige österreichische Beispiel. Am Dach der ehemaligen Wiener "Alpenmilchzentrale" planten die Pool-Architekten ein Single-Appartement, dessen Herd und Mülleimer aus der Schräge des alten Wassertankauflagers ragen. Bett, Tisch und Schrank können auf Schienen aus dem Raum geschoben werden, sehr witzig ist der in Toilette oder Wohnzimmer drehbare Fernseher. Luxus mit stupender Aussicht auf kleinstem Raum. Faszinierend puristisch und klar ist das ökologische Wohn- und Bürohaus in Tübigen der Malessa Architekten, die Auswahl der gezeigten Beispiele ist von hohem Niveau. Übersichtlich strukturiert und reich an Plan- und Bildmaterial vermittelt das prägnant kommentierte Buch einen guten Überblick.

Bauen und Wohnen in der Stadt

Stadthäuser, Aufstockungen, Nachverdichtungen

Von Stephan Isphording. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2003. 143 Seiten m. zahlr. Abb., geb., e 61,60

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