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Blockfreie
Am 19. Juli 1956-vor 25 Jahren - war die kleine Adriainsel Brioni Schauplatz eines Treffens von historischer Bedeutung: Jugoslawiens Staatschef Tito hatte Indiens Präsidenten Nehru und Ägyptens Staatsoberhaupt Nasser eingeladen, um mit ihnen den Weg der „Blockfreien“ zu besprechen.
Das Ende des Stalinismus hatte schon 1955 unter den jungen Staaten der Dritten Welt die Idee wachsen lassen, zwischen den Großmächten einen eigenen Weg zu suchen. Dem Dreiergespräch von Brioni war im Jahr zuvor die Konferenz von Bandung (Indonesien) vorausgegangen, wo die asiatischen Staaten unter der Führung von Nehru und Chinas Außenminister Tschu En Lai ihre Reihen formierten.
Tito wollte in die Bewegung der Blockfreiheit auch die europäischen Neutralen einbeziehen. Er blieb zwar bis in seine letzten Lebensjahre der unangefochtene Führer der Blockfreien, aber sein Jugoslawien auch der einzige europäische Staat, der als Vollmitglied mitmachte.
Als Tito im September 1961 die Staats- und Regierungschefs der blockfreien Länder in Belgrad begrüßte, erinnerte er daran, daß sie im Vorjahr „ihre Entschlossenheit bekundet (hätten), sich energisch für eine friedliche und gerechte Regelung internationaler Streitfälle einzusetzen und nicht zu gestatten, daß irgendwer mit dem Schicksal der ganzen Menschheit spielt“.
Dieser Rütlischwur konnte weder die Aktionen Vietnams gegen Kambodscha, Chinas gegen Vietnam, des Irak gegen den Iran, noch den Einmarsch der Sowjets in Afghanistan verhindern. In diesem Fall war wenigstens der Protest der Neutralen laut.
Noch vor Titos Tod schob sich im Herbst 1979 Kubas Fidel Castro während der Konferenz von Havanna an die Spitze der Neutralisten. Seither hat man nicht mehr viel von ihnen gehört.
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