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Der Studentenrektor

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„Die feudalistische Präsidialstruktur hat ausgedient“, Walter Kissling, Vorsitzender der österreichischen Hochschülerschaft an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien, stellt es mit Genugtuung fest.

Basis für die Umgestaltung der Musikhochschule ist das noch in der Amtszeit von Unterrichtsminister Dr. Mock ausgearbeitete Kunsthochschulorganisationsgesetz. Dieses neue Organisationsschema räumt den Studenten und dem akademischen Mittelbau (Lehrbeauftragte und Assistenten) entscheidende Mitbestimmung ein. Von diesem Recht machten die Studenten vergangene Woche, bei der Wahl des Rektors, erstmalig in Österreich Gebrauch: Dr. Georg Pirckmayer wurde mit den Stimmen der Studenten gekürt. Während an der Spitze der Akademie, der alten Verfassung folgend, ein vom Ministerium auf Lebenszeit eingesetzter Präsident stand und Dr. Hans Sittner diesen Posten 25 Jahre bekleidete, ist die Amtszeit des nunmehr neugewählten Rektors auf vier Jahre beschränkt; einmalige Wiederwahl ist möglich.

Der Schwerpunkt der Hochschulpolitik liegt bei dem neugeschaffenen Abteilungskolleglum, das aus einem Abteilungsleiter, Hochschullehrern, Mittelbaulehrern und Studenten besteht; also Drittelparität praktiziert. Jedes dieser Kollegien hat über Lehrangebot und Studienpläne, über Berufung und Ausschreibung freier

Dienstposten sowie über Budget- und Raumfragen zu entscheiden. Das Gesamtkollegium, besetzt mit dem Rektor, dessen Stellvertreter, den Abteilungsleitern und je zwei Vertretern der Institute des Mittelbaus und der Studenten, ist das oberste Leitungsgremium der Hochschule und berät über die Verleihung akademischer Grade sowie über alle Studienfragen; außerdem wählt es den Rektor und dessen Stellvertreter.

Dieses Organisationsmodell, das den Studenten in allen für sie relevanten Fragen ein maximales Mitspracherecht zusichert, bedurfte der Umgestaltung der bürokratisch verstaubten Hochschülerschaft. In Ur- wahlen wurde Anfang April der Kreis der Studentenvertreter erweitert, so daß nun jede Studienrichtung einen Mandatar stellt.

„Wir sind mit dem Erreichten sehr zufrieden“, resümiert Walter Kissling, „und können jetzt, nachdem wir die Studentenvertretung sehr zum Unterschied von anderen Hochschulen auf eine breite Basis gestellt haben, neue Aufgaben in Angriff nehmen. Erstens kämpfen wir für eine Dotierung der Kunsthochschulen aus dem Budgetüberschra- tungsgesetz, in dem bis jetzt kein Groschen-für uns enthalten ist, und zweitens verlangt die triste Raumsituation nach einer großzügigen Lösung.“

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