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Digital In Arbeit

Doppelte Bildstörung

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Anders als bei Reinhard Mey ist im österreichischen Fernsehen nicht immer der Gärtner, sondern meistens ein Unternehmer der Mörder. Laut einer vom ORF selbst in Auftrag gegebenen Untersuchung über Büdschirm-Kriminalität, bei der 45 Kriminalfilme ausgewertet wurden, werden 80 Prozent der Bildschirm-Verbrechen von der Mittel- und Oberschicht begangen, 26 Prozent davon von Unternehmern.

Diese Verzerrung der Wirklichkeit - laut österreichischer Kriminalstatistik stellen Selbständige, höhere Angestellte und Beamte zusammen nur in

13 Prozent aller Fälle den Täter - und die klischeehafte Darstellung der unternehmerischen Arbeit waren für die „Junge Wirtschaft Wien“ vor kurzem Anlaß zu einer Diskussion mit FS-2-Intendant Marboe. Als Ursachen für das windschiefe Unternehmerbüd im ORF kristallisierte sich dabei heraus:

Erstens sei das unternehmerische Ambiente (jedenfalls so, wie es sich der kleine Maxi vorstellt) ein geeigneterer Hintergrund für die Dramaturgie als das eines Fließbandarbeiters.

Zweitens seien Drehbuchautoren und Magazingestalter wohl mit der Arbeit von Ärzten, Architekten und Handwerkern, aber nur in den seltensten Fällen mit dem Tagewerk eines Managers oder Unternehmers wirklich vertraut. Was, so Marboe, auch die Schuld der „Unternehmer“ sei, die nach wie vor ein gestörtes Verhältnis zu den Medien hätten.

Dem ist voll beizupflichten. Zeigte sich doch auch bei dieser Diskussion an den Fragen, wie wenig insbesondere die Unternehmer aus dem klein-und mittelständischen Bereich mit der journalistischen Arbeit vertraut sind. Da wurde etwa kritisiert, daß Interviews geschnitten werden, nicht alle betroffenen Personen zu Wort kommen, das Negative überwiegt u. ä. m.

Mit einem Wort: Das Journalistenbild der Unternehmer ist mindestens ebenso klischeehaft wie das Unternehmerbild der Krimi-Autoren.

Angesichts des Umstandes, daß wir uns auf die totale Telekommunikationsgesellschaft zubewegen, in der der Medienkontakt auch für Klein-und Mittelbetriebe zur (alltäglichen Routine gehören wird, scheint mir hier Abhilfe dringend notwendig. In der „maß-loß informierten Gesellschaft“ (Karl Steinbuch) wird nicht nur die bessere Managementtechnik, sondern auch der gekonntere Umgang mit den Medien über Erfolg und Mißerfolg entscheiden.

Gut beraten ist, wer bei der Weiterbildung heute schon auf diese Entwicklungen Rücksicht nimmt. Zur Zeit dürfte die Nachfrage nach Seminaren über Öffentlichkeitsarbeit nicht gerade groß sein: Die

Manager-Kaderschmiede Hernstein bietet jedenfalls im laufenden Kursjahr nur ein einziges an.

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