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Das Land braucht Jungunternehmer

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Junge Menschen stellen mir oft die Frage, ob es sich heute eigentlich noch lohnt, sich selbständig zu machen und ob nicht das Risiko, Unternehmer zu werden, zu groß geworden ist. Generell vertrete ich dazu die Meinung, daß man auch heute Unternehmer werden kann und Unternehmer werden soll, wenngleich es wie überall im Leben beim Start in die Selbständigkeit ganz besonders darauf ankommt, wie man es macht.

Das grundsätzliche „Ja“ zum Unternehmertum und zu den jungen Unternehmern von seiten der Handelskammer Niederösterreich kommt in einer besonderen Förderung des Starts in die Selbständigkeit zum Ausdruck. Vor etwa eineinhalb Jahren wurde eine Aktion „Junge Wirtschaft“ in der Handelskammer gegründet, um die rund 12.000 niederösterreichischen Unternehmer, die jünger als 40 Jahre sind, gezielt anzusprechen. Damit sollten keineswegs eine ,{Kammer in der Kammer“ geschaffen oder die anderen Unternehmer benachteiligt werden.

Wir wissen aber, daß es angehende Unternehmer — oder Unternehmer mit nur wenigen Jahren Berufserfahrung — gerade in der heutigen politischen und wirtschaftlichen Situation besonders schwer haben. Wir wissen andererseits auch, daß wir gerade heute junge Unternehmer dringender brauchen als je zuvor. Nur, wenn es auch in so schwierigen Zeiten genügend Menschen gibt, die den Mut haben, sich selbständig zu machen, wird auch weiterhin der Wettbewerb funktionieren, wird die Versorgung gesichert sein und wird es vor allem auch genügend Arbeitsplätze geben.

Das Hauptproblem der Wirtschaftskrise ist ja nicht Arbeitslosigkeit, sondern die Arbeitslosigkeit ist nur ein Symptom dafür, daß es nicht genügend Unternehmer gibt, Unternehmer, die die notwendigen Arbeitsplätze schaffen können. Daher muß das Übel an der Wurzel gepackt werden, daß heißt, die Unternehmer müssen gefördert, der Unternehmerberuf muß wieder attraktiv gemacht werden. Dazu will die Handelskammer mit ihrer Aktion „Junge Wirtschaft“ beitragen.

Durch diese Initiative konnten bereits viele junge Menschen angesprochen und auf die vielfältigen Förderungsmöglichkeiten aufmerksam gemacht werden. Gerade in Niederösterreich stehen ja jungen Menschen, die den Sprung in die Selbständigkeit wa- C gen, vielfältige Hilfen zur Verfügung. Für sie gibt es nicht nur die vorhandenen Wirtschaftsförderungsaktionen, sondern auch eine eigene Zinsenzuschußaktion für Existenzgründungerr, es gibt eine kostenlose Betriebsberatung und vor allem stehen für die jungen Unternehmer auch die zahlreichen Fortbildungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten der Handelskammer bereit. Auch durch die Pflege der gesellschaftlichen Kontakte wird versucht, das gegenseitige Sichkennenlernen, den Zusammenhalt und das Erkennen der gemeinsamen Probleme zu fördern.

Unsere Arbeit mit den jungen Unternehmern und für diese Unternehmergruppe soll aber keineswegs eine Einbahnstraße sein. Vielmehr erhoffen wir uns von diesem Mitgliederkreis auch neue, unkonventionelle Anregungen und Vorschläge für unsere Arbeit. Gerade für diese jungen Menschen, für ihre Wünsche und Vorstellungen, habe ich daher immer ein offenes Ohr und betrachte diese Aktion als .ein besonders wichtiges Element in der Tätigkeit der Handelskammer.

Freilich ist uns allen gemeinsam bewußt, daß es junge Menschen und junge Betriebe heute ganz besonders schwer haben. Nicht alle jungen Unternehmer sind erfolgreich, viele von ihnen scheitern und schaffen den Sprung in die Selbständigkeit nicht. Ob sie auf diesem Weg erfolgreich sind, hängt maßgeblich von ihren Voraussetzungen ab, vor allem vom Vorhandensein des notwendigen

Wissens und der_notwendigen Information. Diese Basis versuchen wir ihnen in der Handelskammer an die Hand zu geben.

Ein Problem können wir freilich nicht lösen, und das ist der finanzielle Bereich. Wenn auch Kredithilfen bereitgestellt werden können, so ist doch das notwendige Eigenkapital eine unabdingbare Voraussetzung für die Gründung eines neuen Unternehmens oder den Ankauf eines bestehenden Betriebes. Hier wäre es eine wichtige Aufgabe der öffentlichen Hand, helfend einzugreifen. Was hier not tut’, hat bereits vor Jahren Landesrat Schauer aufgezeigt. Er hat nämlich vorgeschlagen, ein Existenzgründungssparen einzuführen, das es angehenden Unternehmern leichter machen soll, mit entsprechenden Begünstigungen das notwendige Eigenkapital zu erwerben.

Mit einer solchen Maßnahme würde die öffentliche Hand nicht nur den jungen Unternehmern helfen, sondern sie würde im allgemeinen Interesse handeln, schaffen doch diese jungen Unternehmer nicht nur für sich selbst einen Arbeitsplatz, sondern auch für ihre zukünftigen Mitarbeiter. , ,

Zusammenfassend möchte ich nochmals betonen, daß wir alle die jungen Unternehmer dringend brauchen: Der Staat braucht die jungen Unternehmer, weil sie neue Beschäftigungsmöglichkeiten schaffen, die Wirtschaft braucht sie, weil es möglichst viele Unternehmer geben muß, die die vielfältigen Dienstleistungen und Produktionen einer modernen Wirtschaft organisieren, und die Gesellschaft schließlich braucht immer wieder junge Menschen mit Initiative, Leistungsbereitschaft, Mut zum Risiko und Einsatzfreude, denn ohne sie gibt es in keiner Gesellschaft einen Fortschritt.

Der Autor ist Präsident der Handelskammer Niederösterreich und Abgeordneter zum NO Landtag.

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