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Ein Mann ohne Reue

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Jozef Tiso, katholischer Priester, Präsident der „unabhängigen" Slowakei von Hitlers Gnaden, nach dem Krieg zum Tode verurteilt und hingerichtet: Die heutige Slowakei strebt nach Unabhängigkeit und benötigt historische Vorbilder. Dabei greift man auf Tiso zurück. Ein vor kurzem im slowakischen Fernsehen gezeigter Film geht der Frage nach, wer dieser Prälat eigentlich war. Dabei kommen Tisos Ankläger und sein damaliger Verteidiger zu Wort.

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Jozef Tiso, katholischer Priester, Präsident der „unabhängigen" Slowakei von Hitlers Gnaden, nach dem Krieg zum Tode verurteilt und hingerichtet: Die heutige Slowakei strebt nach Unabhängigkeit und benötigt historische Vorbilder. Dabei greift man auf Tiso zurück. Ein vor kurzem im slowakischen Fernsehen gezeigter Film geht der Frage nach, wer dieser Prälat eigentlich war. Dabei kommen Tisos Ankläger und sein damaliger Verteidiger zu Wort.

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Jozef Tiso ist ein Mann der Widersprüche. Vielen gilt er als Heiliger, für andere ist er ein Kriegsverbrecher, wieder andere halten ihn für einen klug agierenden, taktisch geschickten Politiker. Die Kommunisten in der Tschecho-Slowakei kannten bisher nur Schwarz-Weiß-Malerei. Als selbsternannte Anti-Faschisten haben sie den Prälaten und Faschisten in seiner Rolle als doppelter Gegner in den Medien verteufelt. Jetzt ist das slowakische Femsehen darangegangen, Tiso auf Grundlage der Beurteilungen seines Anklägers Er-nest Zabkaj und seines Verteidigers Anton Rasu einigermaßen gerecht zu porträtieren.

Kurz zur Biographie I isos: fcx kam am 13. Oktober 1887 in Bici auf die Welt. Das Gymnasium besuchte er in Zilina und in der Bischofsstadt Nitra (Neutra). In Wien studierte erTheologie, ab 1911 - nach der Priesterweihe - war er Pfarrer in Rajca, während des Ersten Weltkrieges wirkte er als Feldkaplan. Danach bekleidete er verschiedene Funktionen in Nitra. 1924 wurde er Pfarrer in Banovce an der Biedrava.

Nach der Gründung der Tschechoslowakei wurde Tiso Mitglied und bald Leiter der Slowakischen Volkspartei. Von 1925 bis 26 war er Parlament sabgeordneter, 1927/28 Gesundheitsminister. In dieser Zeit hat sich Tiso am Aufbau der Slowakischen Volkspartei beteiligt. Regierungschef wurde Tiso nach der Autonomieerklärung der Slowakei in Zilina am 7. Oktober 1938. Im März 1939 zerfiel die Tschechoslowakei. Am 13. März war Tiso bei Hitler in Berlin, tags darauf wurde die Entstehung des Slowakischen Staates proklamiert.

Tiso wurde Präsident (Fotos ORF) der >iUnabhängigen"

Slowakei von Hitlers Gnaden. Mit folgender Formel leistete er seinen Amtseid: „Ich schwöre bei Gott, dem Allmächtigen, daß ich als Präsident der slowakischen Republik das Recht beachten und ethische sowie humane Werte der Nation stets vor Augen haben werde. Und ich werde den Staat so führen, daß sich in ihm der Geist der christlichen Liebe und der Gerechtigkeit stärken wird. So möge mir Gott helfen."

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