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Gewässer im Koma

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- Spätestens 2025 droht der46.000 Kilometer langen Mittelmeerküste das Chaos, wenn die 17 Meeresanrainerstaaten nicht umgehend Maßnahmen gegen die Umweltzerstörung ergreifen: Soweit ein Expertengutachten aus jüngster Zeit. Zu dieser Einsicht war man schon vor 13 Jahren gekommen. Damals hatten 16 dieser Staaten in Barcelona einen Aktionsplah zur Rettung des Mittelmeeres beschlossen - aber zum besseren geändert hat sich seit damals kaum etwas.

- Mitten in der Urlaubssaison 1988 explodierte in Massa in der italienischen Toskana der Giftbehälter eines Chemiewerkes (in dem es, laut „Spiegel“, in den letzten sieben Jahren zu insgesamt 23 Zwischenfällen gekommen war). In der Folge hat das Flüßchen Lavello hochgiftige Substanzen eines Pflanzenschutzmittels ins Meer geschwemmt.

- Im Sommer 1988 wurde in der gesamten Danziger Bucht das Baden wegen zu starker Wasserverschmutzung verboten.

- Vor Leningrad wurde ein 35 Kilometer langer Damm gebaut. Er soll die Stadt vor den Sturmfluten der Ostsee schützen. Erfolg noch vor der Fertigstellung: Badestrände mußten wegen zu hohen Coli-Bak-teriengehalts des Wassers gesperrt werden.

Schuld daran sind die Leningrader Abwässer. Sie und die in der Newa beförderten Abwässer von Papierfabriken haben die Leningrader Bucht in eine grüne „Algen-Suppe“ verwandelt.

- Seit Ende der fünfziger Jahre hat die Sowjetunion die Zubringer zum Aralsee für großangelegte Bewässerungsprojekte herangezogen. Die Folge: Die Oberfläche des Sees ist um 40 Prozent geschrumpft, seine durchschnittliche Tiefe ist von 16 auf neun Meter zurückgegangen und sein Inhalt auf ein Drittel der ursprünglichen Wassermenge! Wo sich das Seewasser zurückgezogen hat, verblieb eine zum Teil giftige Salzschicht (auf 20.000 Quadratkilometern).

- Bis September sind nach Meldung des „Gemeinsamen Wattenmeer-Sekretariats“ in Wilhelmshaven in der Nord- und Ostsee 1988 rund 14.000 Seehunde zugrunde gegangen.

- Was die Nordsee jährlich abbekommt: 103 Millionen Tonnen Abfälle insgesamt, davon 1,1 Millionen Tonnen Nitrat, 150.000 Tonnen illegal ins Meer geschafftes Öl, 102.000 Tonnen Phosphat, 33.900 Tonnen Zink, 11.800 Tonnen Blei..., 857 Tonnen Arsen, 370 Tonnen Cadmium, 83 Tonnen Quecksilber... (Aus „Zustandsbericht Nordsee“).

- Im November 1986 hat ein Lager des Chemikonzerns Sandoz in Basel gebrannt: 1.00.0 Tonnen Chemikalienverglühten bei dieser Gelegenheit, Basel ist haarscharf an einer Katastrophe vorbeigegangen, nicht so der Rhein: Phosphorsäureester, Quecksilberverbindungen, Pestizide... vergifteten den Fluß, der bis Holland lange Zeit hindurch biologisch schwer geschädigt war....

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