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Frische Fische für Fischers Fritz?
Die Frage der Genießbarkeit von See- und Süßwasserfischen bekommt immer mehr Gewicht. Denn das UNEP, das UN-Umweltschutzpro-gramm, schätzt, daß von Flüssen, Kanalisation, Regen und Wind jährlich an die 100 Tonnen Quecksilber, 3.800 Tonnen Blei, 2.400 Tonnen Chrom und 21.000 Tonnen Zink ins Mittelmeer getragen werden.
Die Rettung der Mittelmeerregion wird laut UNEP zehn bis 15, Jahre dauern und etwa zehn Milliarden Dollar kosten. An dem dafür konzipierten Programm arbeiten 17 Staaten und zwölf UN-Organisationen mit.
Man erarbeitete dabei die Reaktionen von Meeresbewohnern auf Fremdstoffe:
•nbsp;Im Forschungszentrum in Seibersdorf (Niederösterreich) stellte man an Austern fest, daß sich diese Schalentiere in kupferhältigen Abwässern tief-grün verfärben, was für sie selbst keineswegs lebensbedrohend ist, sie aber als Delikatesse ungenießbar macht. Und schädlich.
•nbsp;Der Verschmutzungsgrad des Meeres schwankt mit den Jahreszeiten: Er ist abhängig von der Regenzeit, dem Fremdenverkehrsstrom, von der Dauer und Intensität der Sonneneinstrahlung.
•nbsp;Der Salzgehalt des Wassers beeinflußt entscheidend, in welchem Ausmaß Krabben und Muscheln Arsen und Vanadium in Muskelfleisch und Schale speichern.
•nbsp;Von der Wassertemperatur ist zum Beispiel abhängig, wieviel Dieselöl von bestimmten kleinen Schalentieren aufgenommen wird.
•nbsp;Schwermetalle sammeln sich bei vielen Fischarten weniger im Fleisch als in den Eingeweiden an.
Von den 70 in Österreich vorkommenden Fischarten sind zwar noch keine aufgrund der Wasserverschmutzungen ausgestorben, aber empfindlichere Edelfische, Forellen, Äschen, Hecht und Zander sind bereits recht selten geworden. Kaum mehr anzutreffen sind der Sterlett, der Stör, der Hu-chen und der Hundsfisch.
Durch die Abwässer in Flüssen und Bächen treten verschiedene Fischkrankheiten verstärkt auf. Von der „geschwürigen Hautnekrose" sind zwölf heimische Fischarten bedroht, besonders anfällig dafür sind Bachforellen und Äschen während der Laichzeit. Die „Furunkulose" tritt zumeist während der Sommermonate auf, wenn die Wassertemperaturen zu hoch werden und der Lebensraum der Fische durch Abwässer organischer Art zu stark belastet wird. Auch die „Hechtpest" tritt hin und wieder auf und bedroht vor allem Rotaugen und Karpfen.
Noch wird in Österreichs Seen und Flüssen reichlich Beute gemacht: In den heimischen Wildgewässern werden professionell an die 800 Tonnen Fische pro Jahr an Land gezogen, österreichische Sportfischer sollen sogar einen Ertrag von 1.800 Tonnen aufzuweisen haben. Dazu kommen rund 600 Tonnen Karpfen und 550 Tonnen Forellen aus Teichwirtschaften.
Neben den rund 18 Millionen Schilling, die notwendig sind, um die durch Umweltverschmutzung gelichteten Bestände wieder aufzufüllen, wird man auch mit einer ausreichenden Summe der Ursache zu Leibe rücken müssen, die zu einem Aussetzen von Jungfischen zwingt. Nicht nur im Interesse von Fischers Fritz ...
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