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Jahr fur Jahr: Fün Tonnen Mull pro Kopf

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Enorme Mengen an Material werden Jahr für Jahr durch unsere Wirtschaft geschleust, um früher oder später auf Deponien zu landen...

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Enorme Mengen an Material werden Jahr für Jahr durch unsere Wirtschaft geschleust, um früher oder später auf Deponien zu landen...

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Seit I.Juli 1-990 ist das Abfallwirtschaftsgesetz (AWG) in Kraft. Darin werden im Paragraph 1 als Ziele der österreichischen Abfallwirtschaft definiert, daß:

■ schädliche, nachteilige oder sonst das allgemeine menschliche Wohlbefinden beeinträchtigende Einwirkungen auf Menschen sowie auf Tiere, Pflanzen, deren Lebensgrundlagen und deren natürliche Umwelt so gering wie möglich gehalten werden,

■ Rohstoff- und Energiereserven geschont werden,

■ der Verbrauch von Deponievolumen so gering wie möglich gehalten wird,

■ nur solche Stoffe als Abfälle zurückbleiben, deren Ablagerung kein Gefährdungspotential für folgende Generationen darstellt (Vorsorgeprinzip).

Das Abfallwirtschaftsgesetz legt damit oberste Priorität auf den Schutz von Mensch und Umwelt, auf die Schonung der natürlichen Ressourcen sowie auf den Verbleib immissionsneutraler Rückstände unter gleichzeitiger Schonung von Deponieraum. Demzufolge muß das Ziel der Abfallwirtschaft sein, Abfälle so zu bewirtschaften, daß die Umweltbelastung durch die Vermeidung, Verwertung und Entsorgung möglichst gering gehalten wird.

Zur Verwirklichung dieser Ziele und Grundsätze sieht das AWG vor, einen Bundes-Abfallwirtschaftsplan zu erlassen und zu veröffentlichen und längstens alle drei Jahre fortzuschreiben. Der Bundes-Abfallwirtschafts-plan beinhaltet:

■ eine Bestandsaufnahme der Situation der Abfallwirtschaft in Osterreich,

■ konkrete Vorgaben und Vorschläge zur Abfallverringerung, Verwertung und Entsorgung nicht vermeidbarer Abfälle,

■ Maßnahmen des Bundes zur Erreichung dieser Vorgaben,

■ regionale Verteilung der erforderlichen Behandlungsanlagen für gefährliche Abfälle.

Im Bundes-Abfallwirtschaftsplan 1995 ist das Massenpotential für Abfälle mit insgesamt rund 39 Millionen Tonnen pro Jahr ausgewiesen. Davon entfallen

■ 56,2 Prozent auf Baurestmassen einschließlich Baustellenabfälle,

■ 5,9 Prozent auf Abfälle aus der Wasseraufbereitung, Abwasserbehandlung und Gewässernutzung,

■ 6,4 Prozent auf Abfälle aus Haushalten und ähnlichen Einrichtungen (Hausmüll),

■ 2,6 Prozent auf gefährliche Abfälle,

■ 10,5 Prozent auf andere Abfälle mineralischen Ursprungs,

■ 18,4 Prozent auf alle anderen nicht gefährlichen Abfälle.

Das Massenpotential für Baurestmassen kann mit knapp 22 Millionen Tonnen beziffert werden. Davon entfallen über 15 Millionen Tonnen auf Bodenaushub. Dieser Wert stellt einen Mittelwert aus Schätzungen in unterschiedlichen Datenquellen dar, die zwischen zehn und 20 Millionen Tonnen pro Jahr liegen. Sie beinhalten nur den deponierten Anteil. Jene Massen, die vor Ort für Verfüllungen oder Anschüttungen verwendet werden, sind nicht enthalten. Nach Angaben des Österreichischen Baustoff-Becycling-Verbandes wurden 1994 insgesamt über zwei Millionen Tonnen Baurestmassen aufbereitet und einer, weiteren Verwendung zugeführt.

Die Masse der großteils als Schlämme anfallenden Abfälle wird auf rund 2,3 Millionen Tonnen pro Jahr (t/a) geschätzt. Dazu zählen neben Klärschlämmen aus Abwasserreinigungsanlagen auch Abfälle aus dem Bereich der Wasseraufbereitung, der Abwasserbehandlung sowie der Gewässerpflege. Der zukünftig zu erwartende Klärschlammanfall aus kommunalen Abwasserreinigungsanlagen wird rund 260.000 Tonnen Trockensubstanz betragen. Dies entspricht rund 900.000 Tonnen Klärschlamm mit 30 Prozent Trockensubstanz. Im Vergleich dazu fielen im Jahre 1991 aus der Behandlung kommunaler Abwässer rund 170.000 Tonnen Trockensubstanz an.

Insgesamt sind im Jahr 1993 rund 2,51 Millionen Tonnen Abfälle aus Haushalten und ähnlichen Einrichtungen angefallen. Davon wurden rund 1,49 Millionen Tonnen Bestmüll und rund 182.000 Tonnen Sperrmüll entsorgt. Daneben konnten rund 16.500 Tonnen biogene Abfälle über getrennte Sammlungen erfaßt werden. Dies entspricht rund 33 Prozent des Abfallaufkommens aus Haushalten und ähnlichen Einrichtungen. - Im Vergleich zum Aufkommen im Jahr 1990 lassen sich folgende Tendenzen feststellen:

■ Die Massen für System- und Sperrmüll haben sich um rund 390.000 Tonnen beziehungsweise um rund 19 Prozent verringert.

■ An Altstoffen konnte um rund 241.000 Tonnen beziehungsweise um rund 60 Prozent mehr getrennt gesammelt werden.

■ Bei biogenen Abfällen stieg die erfaßte Masse von 35.000 Tonnen auf 182.000 Tonnen an.

■ Die Sammlung für Problemstoffe erbrachte eine zusätzliche Erfassung von rund 5.800 Tonnen. Dies entspricht einer Steigerung von über 50 Prozent.

Mit den Reststoffen aus der Behandlung und Verwertung des Systems- und Sperrmülls sowie der getrennt gesammelten Fraktionen gelangten rund 55 Prozent der Abfälle aus Haushalten und ähnlichen Einrichtungen auf Mülldeponien.

Auswertungen aus dem Aufzeichnungssystem für gefährliche Abfälle zeigen einen stetigen Anstieg in den letzten Jahren, sodaß für das Jahr 1994 eine gemeldete Abfallmasse von über 500.000 erwartet werden kann.

Der Anstieg des Massenpotentials für gefährliche Abfälle von 620.000 t/a im Bundes-Abfallwirtschaftsplan 1992 auf heute eine Million t/a ist vorwiegend auf die Berücksichtigung von rund 240.000 t/a Altkraftfahrzeugen zurückzuführen. Weiters trugen bessere Erkenntnisse über den Anfall einzelner Abfallstoffe zu einer Erhöhung der Massenschätzung bei. Nach der Definition von Soll-Behandlungswegen wurden die notwendigen Behandlungskapazitäten ermittelt.

Um für weitere zukunftsorientierte Abfallwirtschaftsplanungen gesicherte Planungsparameter angeben zu können, sind nicht nur Kenntnisse über Art, Zusammensetzung und Anfallsort von Abfällen, sondern auch Angaben über die Leistungsfähigkeit der österreichischen Verwertungs- und Behandlungsanlagen ' notwendig. Weitere wesentliche Grundlage ist die Kenntnis der innerbetrieblichen Materialwirtschaft der österreichischen Gewerbe- und Industriebetriebe sowie die tatsächlich über Dritte entsorgten Abfälle. Das Abfallwirtschaftsgesetz ermöglicht heute nur teilweise die Ermittlung dieser Parameter.

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