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Groteske, Gangster und Agenten

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Das neue Filmjahr beginnt deprimierend: mit dem wirren Italo-Gro-tesk-Western ,fNobody ist der Größte“ von Damiano Damiani, eine schnoddrige, handlungsmäßig völlig unklare und total danebengeratene Parodie der amerikanischen Groß-v/estern (wobei die vom Produzenten Sergio Leone in seinem Monumentalwahn bevorzugte Gegend des „Monument Valley“ in Arizona deswegen noch lange nicht einen Vergleich mit einem Film Fords zuläßt!), und dem Pierre-Richard-Klamauk „Der Tolpatsch mit dem sechsten Sinn“. Richard, als „der große Blonde“ im deutschen Verleih abgestempelt und wegen des besonderen Kassenerfolges dieses Films für so lange zu einem „Begriff“ verurteilt, bis das Publikum seiner müde und überdrüssig geworden ist (echter „Menschen-Verschleiß“), versucht hier — wenigstens in der Originalfassung — von seiner bisherigen Klischeefigur wegzukommen und eine neue Linie der Komik zu finden. Er ist nicht mehr der passive reine Tor, sondern versucht hier so etwas wie Aktivität, die ihm von dem deutschen Synchronisationsdialog aber sehr gestutzt wird. Abgesehen davon, dürfte auch das Milieu des Films in Frankreich besser verstanden werden und ankommen als bei uns...

Ein Beispiel für die in Amerika schon langsam zu Ende gehende „Black-Movie“-Welle, die in Europa aber wegen mangelnder Aktualität niemals so Furore machte wie in den USA, ist der unerfreuliche Negerfilm „Chikago Poker“ mit Isaac Hayes. Diese mit geschmacklos-ordinärst synchronisierten Vulgärdialogen sinnlos-brutale Kopie eines weißen Privatdetektiv- und Gangster-Kriminalfilms ins schwarze Unter-weltsmilieu transponiert, hätte uns genausogut erspart bleiben können wie so viele andere Filme dieses eine Zeitlang modischen („Black is beautyful“) Genres.

Und endlich bekommen wir auch jenen zuerst mit großer Reklame als „österreichisch“ deklarierten Film zu sehen, der von der Wien-Film in Österreich gedreht wurde, indessen aber eindeutig von den Engländern als englische Produktion bestätigt wurde: ^Vollmacht zum Mord“ (Originaltitel: „Permission to Kill“ — der Titel „The Kickback“ ist reine Erfindung!) von Cyril Frankel. Nun, gar so stolz braucht niemand auf dieses durchschnittliche Klischee-Geheimdienstepos zu sein, weder die Engländer (trotz einer spektakulären Besetzung mit Dirk Bogarde, Ava Gardner, Bekim Fehmiu und Timothy Dalton, die ziemlich gelangweilt ihre Rollenschemata abspielen) noch wir in Österreich (über die „exakte Auftragsdurchführung“). Das Interessanteste dürfte wohl die sicher nur sehr wenigen auffallende merkwürdige Vorstellung der ausländischen Filmcrew von unserem halbbalkane-sischen Alpenländchen sein, die sich in wenig schmeichelhaften Formen in dem grotesk-übertriebenen Agentenfilm manifestiert!

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