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Leben auf Titan ?

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Von einem hochinteressanten Forschungsvorhaben berichtet die österreichische Akademie der Wissenschaften. Im Rahmen des „Cassini-Projekts“ (benannt nach jenem Forscher, der entscheidend zur Aufklärung der Saturn-Ringe und zur Entdeckung einiger Saturn-Monde beigetragen hat) wollen die Europäische Weltraumbehörde ESA und die amerikanische Weltraumbehörde NASA gemeinsam mit einer eigenen Sonde Titan, den größten Saturn-Mond, erforschen.

Warum ist Titan so interessant? Er gehört zu den schon länger bekannten neun Saturn-Monden (die Voyager-Sonden 1973/74 und 1979 wiesen zusätzlich acht kleinere Monde nach), hat einen Durchmesser von 5120 km und ist als einziger Mond des Sonnensystems mit ausgedehnter Atmosphäre versehen. Aufgrund von Voyager-Beobachtungen ist der Bodendruck etwa 1,6 mal so hoch wie jener der Erde.

Bereits 1943/44 konnte Gerald Kuiper spektographisch die Titan-Atmosphäre nachweisen, man wußte von der Existenz von Methan und einem anderen unbekannten Bestandteil. Die Voya-ger-Flüge ermittelten eine Oberflächentemperatur von nur 95 Grad Kelvin (= minus 180 Grad

Celsius) und — wie in unserer Atmosphäre — Stickstoff als Hauptbestandteil.

Sind damit die Voraussetzungen für Leben gegeben? Der Grazer Meteorologe Siegfried Bauer, Leiter des Weltraumforschungsinstituts der österreichischen Akademie der Wissenschaften und maßgeblicher Berater bei dem geplanten Projekt, ist Realist: „Niemand erwartet, auf Titan Leben zu finden. Man rechnet höchstens damit, daß es vielleicht einen Platz gibt, wo sich organische Moleküle, die einfachsten Bausteine - aber eben erst: Bausteine — des Lebens entwickeln können.“

Immerhin wurde in der Titan-Atmosphäre bereits Blausäure (HCN) entdeckt, aus der sich einige Folgemoleküle entwickeln könnten, die letztlich unter Umständen die Bildung von Aminosäuren möglich machen.

Der Start der Cassini-Sonde ist freilich erst für 1994 geplant, und erst 2002 soll sie den Saturn und seinen Mond erreichen. Uber das Projekt wurde aber bereits in der zweiten Septemberhälfte bei einem internationalen Workshop von 60 Wissenschaftlern in Alpbach intensiv beraten.

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