Streifzug durch das Sonnensystem

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Leben auf dem Mars oder dem Saturn-Mond Titan? Wer da mitreden möchte, braucht den neuesten Band der Spektrum-Reihe "Verständliche Forschung".

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Leben auf dem Mars oder dem Saturn-Mond Titan? Wer da mitreden möchte, braucht den neuesten Band der Spektrum-Reihe "Verständliche Forschung".

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Welcher ist der sonnenfernste der neun Planeten? Pluto, würden die meisten Menschen zur Anwort geben. Stimmt nicht - zumindest derzeit. Aufgrund seiner exzentrischen Umlaufbahn befindet sich der eisige Himmelskörper bis ins Jahr 1999 näher an der Sonne als der normalerweise achte Planet, der Gasriese Neptun. Wer sich für Fragen wie diese interessiert, dem sei die zweite Auflage des Bandes "Planeten und ihre Monde" in der Reihe "Verständliche Forschung" des Spektrum Akademischen Verlages ans Herz gelegt. Wie immer besteht das Buch aus einer Reihe von anschaulich illustrierten Artikeln, die in der Wissenschaftszeitschrift "Spektrum der Wissenschaft" erschienen sind.

Der aktuellste Aufsatz dreht sich - worüber sonst? - um den Mars. Die sensationellen Bilder der Marssonde "Pathfinder", die angeblichen Spuren von Leben in einem im antarktischen Eis gefundenen Marsmeteoriten haben dem Nachbarplaneten eine Popularität verschafft, wie er sie wohl seit Orson Welles' legendärer Science-Fiction-Radiosendung über eine Invasion von Marsmenschen nicht mehr besaß. Vor der Landung der "Pathfinder-Sonde" erschienen, ist der Artikel "Die Klimageschichte des Mars" eine fundierte Grundlage für alle, die mehr wollen als bloß ein paar spektakuläre Bilder von der Marsoberfläche, wie sie die elektronischen Medien zuhauf ins Haus geliefert haben.

Auch wer sich über den Saturn-mond Titan informieren will, ist mit der Spektrum-Publikation gut beraten. Zur Erinnerung: Vor zweieinhalb Monaten fand der umstrittene Start einer NASA-Rakete mit zwei Raumsonden an Bord statt, wobei eine davon - nach dem niederländischen Mathematiker, Physiker und Astronomen Christiaan Huygens (1629 bis 1695) benannt - im Jahr 2004 auf dem Trabanten landen soll. Titan ist nämlich neben der Erde der einzige bekannte Himmelskörper des Sonnensystems, dessen Oberfläche zumindest teilweise von einer Flüssigkeit bedeckt wird - allerdings bestehen die Ozeane auf Titan aus flüssigem Methan. Außerdem verfügt der größte Saturnmond über eine dichte Atmosphäre aus Kohlenstoff, Stickstoff und Wasserstoff; es herrschen dort also chemische Bedingungen ähnlich jenen auf der jungen Erde, als als sich dort das erste Leben entwickelte. Nur die Temperatur ist um einiges geringer: rund 94 Grad über dem absoluten Nullpunkt. (In rund sechs Milliarden Jahren, wenn sich die Sonne zu einem roten Riesen aufblähen und die Erde verschlingen wird, werden auf Titan noch günstigere Bedingungen herrschen: Wie der amerikanische Astrophysiker Ralph Lorenz im "New Scientist" ausführt, wird sich die Oberfläche des Titan für immerhin einige Hundert Millionen Jahre auf minus 70 Grad Celsius erwärmen. Dann könnte auf Titan durchaus Leben entstehen, prophezeit der Wissenschaftler.)

Obwohl "Planeten und ihre Monde" eigentlich um andere Fragen kreist, taucht immer wieder die Frage nach möglichem außerirdischen Leben auf. Kein Wunder, ist dies doch eines der brennendsten Wissenschaftsthemen unserer Zeit. Für Diskussionen zu diesem Thema bildet der Spektrum-Band eine nützliche Grundlage.

Planeten und ihre Monde Herausgegeben von Roland Wielen. 2. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg und Berlin 1997, 248 Seiten, öS 350.

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