
Das Wackeln der Sterne
Vor Jahrzehnten ritterten Forschungsteams um die Entdeckung des ersten Exoplaneten. Wie zwei Schweizer Außenseiter das Rennen für sich entschieden. Zum Physik-Nobelpreis 2019.
Vor Jahrzehnten ritterten Forschungsteams um die Entdeckung des ersten Exoplaneten. Wie zwei Schweizer Außenseiter das Rennen für sich entschieden. Zum Physik-Nobelpreis 2019.
Ab wann werden Indizien zu einem schlagkräftigen Beweis? In der Wissenschaft ist das oft eine haarige Frage. 1987 mussten sich drei kanadische Astronomen damit herumschlagen, als sie bei ihren Beobachtungen in den Tiefen des Weltalls zu zwiespältigen Messwerten kamen. Bruce Campbell, Gordon Walker und Stephenson Yang suchten nach Himmelskörpern, die so wie die Planeten unseres Sonnensystems andere Sterne umkreisen. Seit Jahrhunderten fahnden Forscher nach solchen „extrasolaren“ Planeten – doch die großen Entdeckungen, die immer wieder verkündet worden waren, hatten sich stets als falsch herausgestellt.
Die drei Kanadier wollten nun Geschichte schreiben. 15 Sterne hatten sie mit ihrem Teleskop ins Visier genommen und sie verfolgten eine heiße Spur. Wenn es Himmelskörper gibt, die den Stern umkreisen, kommt es aufgrund der Gravitation zu einem charakteristischen Wackeln des Sterns. Genau das vermuteten die Forscher, als sie ihre Messungen sahen: Gut möglich, dass sie auf Planeten gestoßen waren, deren Masse ungefähr jener des Jupiters entsprach. Ein Beweis war aus ihren Daten aber noch nicht abzuleiten.
„Revolution in der Astronomie“
Im Laufe der nächsten Jahre zogen Campbell, Walker und Yang ausführlich Bilanz: Ihre Arbeit würde die Existenz von Planeten außerhalb unseres Sonnensystems nahelegen, doch weitere Daten seien nötig, bevor eine definitive Schlussfolgerung möglich ist – ein Paradebeispiel für wissenschaftliche Redlichkeit. Jedoch ein bisschen unglücklich, denn bald darauf verkündeten andere Forscher tatsächlich die Entdeckung eines solchen Exoplaneten. 1995 konnten die Astronomen Michel Mayor und Didier Queloz ihre Beweisführung überzeugend darlegen und die vorgebrachten Zweifel letztlich beseitigen.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!
