Ein Traum rückt in greifbare Nähe

Werbung
Werbung
Werbung

"Weltraumforscher Wolfgang Baumjohann geht davon aus, dass viele der erdähnlichen Planeten primitives Leben beherbergen -das für die heutigen Teleskope aber noch unsichtbar ist."

Schau hoch zu den Sternen und nicht auf die eigenen Füße. Versuche zu verstehen, was du siehst, und frage dich, was das Universum ausmacht." Dieses Zitat des weltberühmten Physikers Stephen Hawking ging anlässlich seines Todes am 14. März um die Welt. Es bringt auf den Punkt, was Menschen seit Jahrtausenden beschäftigt: Schon immer haben die Sterne eine Faszination ausgeübt und Neugierde geweckt, denn sie rufen mehr Fragen hervor, als die Wissenschaft beantworten kann. Seit Galileo Galilei als erster Forscher Anfang des 17. Jahrhunderts ein Fernrohr zur Sternenbeobachtung nutzte, hat sich in der Wissenschaft viel getan. Weltraumforscher stehen etwa mit dem Hubble-,Kepler-oder dem jüngst gestarteten TESS-Teleskop Geräte zur Verfügung, die sich außerhalb der Erdatmosphäre befinden und weit in unsere Galaxie und auch darüber hinaus blicken.

Mithilfe dieser Technologien ist es in den letzten 20 Jahren gelungen, Exoplaneten zu entdecken, also Planeten, die sich außerhalb unseres Sonnensystems befinden. Einige davon könnten der Erde ähnlich sein und sich in der "habitablen Zone" befinden - und somit theoretisch Leben beherbergen. "Die habitable Zone definiert sich unter anderem dadurch, dass der Planet in einer Distanz zu seinem Stern steht, dass die Existenz von flüssigem Wasser möglich macht", erklärt Wolfgang Baumjohann, Direktor des Grazer Instituts für Weltraumforschung. "Wasser ist eine Voraussetzung von Leben, wie wir es kennen. Wenn man von erdähnlichen Planeten spricht, sind meist solche gemeint, die ungefähr der Größe der Erde entsprechen und mit einem Felsenkern auch ähnlich aufgebaut sind. Ob auf diesen Planeten tatsächlich flüssiges Wasser vorkommt, kann man durch das Teleskop nicht sehen."

Habitable Zonen

Wasser allein reicht allerdings nicht aus, damit Leben auf einem Planeten entstehen kann. Laut Baumjohann gehe man heute von mindestens zwei weiteren Faktoren aus: "Der Planet sollte möglichst ein Magnetfeld besitzen, das ihn vor der Strahlung seines Sternes schützt. Ansonsten würde das entstandene Leben zu schnell wieder ausgelöscht werden. Des Weiteren gibt es in der Anfangsphase eines Planeten meist zu viel CO2. Dies muss der Planet loswerden, bevor es zum nicht mehr umkehrbaren Treibhauseffekt kommt."

So wäre etwa unser Nachbarplanet Venus knapp in der habitablen Zone, könne aber kein Leben beherbergen, weil der Planet sein CO2 nicht mehr loswerde. Auf der Erde hat sich der CO2-Gehalt durch den Vulkanismus eingependelt und das Gas konnte dadurch in den Gebirgen gebunden werden. Trotz der Menge an entdeckten Exoplaneten - laut Kuffner-Sternwarte sind derzeit rund 3500 bestätigt -konnte noch nicht festgestellt werden, ob auf einem von ihnen tatsächlich Leben existiert.

Die Astrophysikerin Theresa Rank-Lüftinger hält es dennoch für "sehr unwahrscheinlich, dass es kein anderes Leben im Weltall gibt". Nach aktuellem Forschungsstand könne man annehmen, dass die meisten Sterne, die von der Erde aus sichtbar sind, von Planeten umkreist werden. "Und dass es da nicht irgendwo noch genauso gut gepasst hat und sich Leben, wie wir es kennen, entwickeln konnte, das halte ich für relativ unwahrscheinlich," so die Wissenschaftlerin. Auch Baumjohann geht davon aus, dass viele der erdähnlichen Planeten primitives, bakterienähnliches Leben beherbergen. Sehen könne man dies allerdings mit den heutigen Teleskopen noch nicht.

Gefährlicher Weltraumschrott

Spätestens seit der ersten Mondlandung 1969 ist auch das Reisen ins All für den Menschen greifbarer geworden. Der Traum, einmal die Erde vom Weltraum aus zu sehen, rückt heute immer näher -für viele auch ein Antrieb für eine Karriere in der Weltraumforschung oder Astronautik. Zur Zeit ist es nur einer beschränkten Zahl an Menschen möglich, diesen Traum in die Wirklichkeit umzusetzen. Von den sechs großen staatlich finanzierten Organisationen betreibt derzeit nur die russische Weltraumorganisation "Roscosmos" Spaceshuttles, die Astronauten ins All zur internationalen Raumstation ISS bringen. Doch auch diese Situation könnte sich bald ändern. Privatpersonen wie der Milliardär Elon Musk arbeiten daran, den Weltraum mit eigenen Technologien zu erobern. Der Unternehmer investiert seit knapp 15 Jahren in die Entwicklung seiner "SpaceX"-Raketen, die in Zukunft Weltraumtourismus möglich machen sollen.

Generell halten es die Wissenschaftler für eine gute Sache, den Weltraum auch für private Initiativen zu öffnen. Jedoch nur, wenn es wirklich darum geht, die Forschung weiterzubringen. Ganz anders bei werbewirksamen Aktionen: "Ich finde es etwas fragwürdig, wenn jemand ein Auto ins All schießt, das dort dann als Weltraumschrott ewig unterwegs ist," meint Rank-Lüftinger. Generell müsse man sich mehr mit der Vermeidung und Beseitigung von Weltraumschrott auseinandersetzen, so die Forscherin. Gerade wenn es darum gehe, Menschen zu transportieren, können bei einer Kollision selbst kleine Metallteile gefährlich für das Raumschiff werden und Instrumente beschädigen. Sicherheit und Müllvermeidung -diese Themen müssten geklärt sein, bevor es mit dem Weltraum-Tourismus losgehen kann, wünscht sich Rank-Lüftinger.

Dass die Thematik nicht mehr in allzu ferner Zukunft liegt, glaubt man auch in der Agentur für Luft-und Raumfahrt: "Wir werden zweifelsfrei auf ein neues Zeitalter zusteuern," ist sich Leiter Andreas Geisler sicher. Er schätzt, dass schon in den 2020er-Jahren Reisen ins All kommerzialisiert werden. Auch die Raumstation ISS spielt dabei eine wichtige Rolle. Derzeit wird diese von der amerikanischen Weltraumorganisation NASA betrieben und von anderen staatlichen Weltraumorganisationen mitfinanziert. Die USA wollen ab 2024 jedoch keine Mittel mehr in die Raumstation stecken. Die europäische ESA überlegt daher, wie man die rund 400 Kilometer entfernte ISS weiter finanzieren könnte und will sie zu diesen Zwecken auch Privatpersonen öffnen. Dies hält Geisler für die zweite Hälfte der 2020er-Jahre für realistisch. Er schätzt jedoch, dass schon früher Dutzende Menschen pro Jahr dank privat investierenden Milliardären wie Jeff Bezos oder Richard Branson an den Rand des Weltraumes auf etwa 100 Kilometer Höhe reisen könnten.

Orion-Mission der NASA

Auch die staatlichen Organisationen haben für die Anfänge der 2020er-Jahre noch viel geplant. So will man bereits in den nächsten drei bis vier Jahren wieder den Mond umkreisen, um schließlich auch dort zu landen. Zu diesem Zweck baut die NASA seit einigen Jahren an dem Raumschiff Orion. Dies soll laut NASA für bemannte Missionen zum Mond und auch zum Mars eingesetzt werden. "Die Frage nach der Reise zum Mars hat viele technische und auch finanzielle Herausforderungen", so Baumjohann. "Realistisch gesehen wird man nicht vor Ende der 2030er-Jahre zum Mars fliegen, ich höre aber auch immer wieder Skepsis, ob es überhaupt vor 2050 oder vor 2060 realistisch sein wird." Der Weltraumwissenschaftler weiß, dass es für die Forschung nicht von Relevanz ist, bemannte Missionen ins All zu schicken. Die meisten ließen sich auch mit Robotern durchführen. "Aber überall, wo der Mensch hinkommen kann, wird er auch hinwollen," ist sich Österreichs "Wissenschaftler des Jahres 2014" sicher.

Ob es auch ein Österreicher oder eine Österreicherin ins Weltall schaffen wird, ist derzeit schwer zu sagen. Der ehemalige Verkehrsminister Jörg Leichtfried hat im letzten Jahr angekündigt, Österreich strebe an, in den nächsten 30 Jahren wieder einen Astronauten ins All zu schicken. Geisler sieht dies eher kritisch: "Unter den aktuellen finanziellen Rahmenbedingungen halte ich das für nicht realistisch. Es wurde seit den AUSTROMIR-Zeiten Anfang der 1990er-Jahre nicht mehr in die bemannte Raumfahrt investiert. Aber 30 Jahre ist eine lange Frist und da kann sich viel ändern, sofern es den politischen Wunsch gibt."

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung