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Wir Mondsüchtigen
20 Jahre nach der ersten Mondlandung von Menschen hat US-Präsident George Bush eine bemannte Reise zum Mars angekündigt. Kritiker der Raumfahrt protestierten. Sie tun es vergeblich. Die Menschheitwird mondsüchtig bleiben.
Als Neil Armstrong am 20. Juli 1969 im Astronautenbärenlook aus der Mondfähre auf den Sandboden des Erdtrabanten sprang, war die Welt fasziniert. John F. Kennedys Versprechen wurde wahrgemacht. Wieder einmal schien die Grenze menschlicher Leistungsfähigkeit hinausgerückt worden zu sein. Eine grenzenlose Zukunft schien sich aufzutun.
Heute wird Armstrongs berühmte Prognose, sein „kleiner Schritt“ sei „ein großer Sprung für die Menschheit“ gewesen, vielfach angezweifelt. Brauchen wir Weltraumforschung? Ist nicht alle Großtechnik eher kulturschädlich?
Die Zweifel kommen nicht von ungefähr. Skepsis dieser Art hat angesichts der Erkenntnis, wieviel Umweltbelastung Monstertechnik mit sich bringen kann, eine sehr menschliche Dimension erhalten. Daß heute die Erlaubtheit alles Machbaren kritisch hinterfragt wird, spiegelt ein Wachstum menschlicher Erkenntnisfähigkeit wider.
Aber unaufhebbar menschlich ist auch der faustische Forscherdrang. In der unwandelbaren Natur des Menschen ist das leidenschaftliche Suchen nach immer neuer Erkenntnis grundgelegt. Kein Gesetz kann Forschen verbieten. Der Mensch will mehr erfahren über sich und die Welt. Er weiß, daß er es kann. Er wird alles tun, um diesen Wissensdurst immer neu zu stillen.
Deshalb gibt es überhaupt keinen Zweifel, daß die Weltraumforschung weitergehen wird, ja weitergehen muß, und daß viele von uns es Aoch erleben werden, daß der Mond besiedelt und auch der Mars besucht werden wird.
Natürlich wird man das Tempo einmal zügeln und dann wieder forcieren. Ob im Jahr 2000 oder 2020 ist völlig unerheblich: Es wird geschehen. Letztlich wird nicht das Argument, daß viele auch irdisch verwertbare Technologien dabei entwickelt werden, dafür ausschlaggebend sein, sondern die Rastlosigkeit des menschlichen Geistes, Gottes Schöpfungswerk weiterzuführen.
Heute klingt eine solche Formulierung anmaßend, weil UTIS die Hybris des Wissenschaftsbildes von gestern bewußt geworden ist. Morgen schon wird man die Kleingläubigkeit der Heutigen verlachen und zu neuen Sprüngen ansetzen.
Wissen, was möglich ist: Davon wird nichts und niemand die Menschheit abhalten können. Tun nur, was menschlich ist: Das ist das ethische Ziel, zu dem uns die Religionen der Erde reif machen sollten.
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