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NASA hinkt hinterdrein

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Es war alarmierend und aufschreckend — „wie der erste Sputnik vor genau 30 Jahren“, so ein hoher NASA-Beamter —, als die Sowjets vor kurzem ihre Mammut-Rakete „Energija“ erstmals erfolgreich starteten. Denn diese Rakete kann rund 100 Tonnen Nutzlast auf eine Erdumlaufbahn befördern, während es die amerikanischen Raumflugzeuge auf knapp 65 Tonnen bringen.

Die Amerikaner haben auch keine Rakete im Arsenal, die annähernd an die Nutzlast-Kapazität der „Energija“ herankommt. Daß der Bau der großen Wernher von Braunschen-Saturn, die den Weg zu den sechs Mondlandungen von jeweils zwei amerikanischen Astronauten geebnet hatte, eingestellt wurde, war ein Kardinalfehler.

Nur sehr langsam plant die NASA ihr Comeback auf dem Sektor der bemannten Raumfahrt Die Explosion der „Challenger“ Ende Jänner 1986, bei der sieben Astronauten ums Leben kamen, war eine noch größere Zäsur, als selbst die größten Pessimisten angenommen hatten. Die Wiederaufnahme der Raumfähren-Flüge ist nunmehr für Juni kommenden Jahres vorgesehen.

Der vorläufige Flugplan der NASA sieht für 1988 höchstens drei Starts vor:

• Im Juni soll aus der Frachtluke der „Discovery“ der Riesen-Nachrichtensatellit TIEDRES entlassen und auf seinen geosta-tionären „Ankerplatz“ gesteuert werden. Dieser Satellit gehört zum Kommunikationssystem der NASA. Er wird es ermöglichen, daß zwischen Raumflugzeugen und Mission Control Houston ununterbrochene Sprech- und Datenverbindung gewährleistet ist.

• Im September 1988 soll die „Atlantis“ starten. Sie hat eine geheime militärische Fracht. Dabei handelt es sich wahrscheinlich um einen „Himmelsspion“ oder Foto-Satelliten des Typs KH-12. • Die „Columbia“ soll dann im November vom Kennedy Space Center abheben und ebenf alls einen militärischen Satelliten auf seine Umlaufbahn befördern.

Diesen drei Flügen folgen 1989 nicht mehr als fünf, eine bittere Pille für die NASA, die noch vor zwei Jahren davon ausgegangen war, daß jährlich 24 Raumflugzeugmissionen geflogen werden. Erst wenn ein Ersatz für die verlorengegangene „Challenger“ zur Verfügung steht, sollen 1994 bis zu 14 Starts erfolgen.

Militärische Fracht hat den absoluten Vorrang; denn schließlich warten inzwischen 23 Satelliten des Pentagon darauf, endlich gestartet zu werden. Jetzt, Ende 1987, stehen einige neue Titan-Raketen zur Verfügung, sodaß - wie vergangene Woche mit einem erfolgreichen Start vom kalifornischen Luftwaffenstützpunkt Vandenberg aus — mit dem „Abbau“ der Satelliten-, Jäalden“ begonnen werden kann. Rund 40 Prozent aller künftigen Raumflugzeug-Missionen werden militärischen Charakters sein. Das geht zu Lasten der Wissenschaften. Von 37 ursprünglich geplanten „Spacelab“-Unternehmungen sind 32 gestrichen worden.

Der bereits für das vergangene Jahr geplante Start äußerst wichtiger planetarischer Sonden — „Galileo“ und „Ulysses“ — mußte auf 1989 beziehungsweise 1990 verschoben werden. Und das gewaltige Hubble-Raum-Teleskop wird im Juni 1989 gestartet werden. Auch für die geplante NASA-Raumstation dürften die Transporte kaum vor 1995 beginnen.

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