Franz Viehböck Austromir - © Franz Viehböck

Franz Viehböck: „Der Blick von oben wirkt sicherlich“

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Vor 30 Jahren startete Österreichs einzige bemannte Weltraummission. „Austronaut“ Franz Viehböck über Emotionen, Experimente und Einsichten in den Weiten des Weltalls.

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Vor 30 Jahren startete Österreichs einzige bemannte Weltraummission. „Austronaut“ Franz Viehböck über Emotionen, Experimente und Einsichten in den Weiten des Weltalls.

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Zwei österreichische Kandidaten waren es, die Ende der 1980er Jahre für das sowjetisch-österreichische Weltraumprojekt „Austromir“ ausgewählt worden waren: der Elektrotechniker Franz Viehböck und der Arzt Clemens Lothaller. Am Tag vor dem Start entschied sich die sowjetische Raumfahrtbehörde für Viehböck. Zusammen mit zwei sowjetischen Kosmonauten startete er am 2. Oktober 1991 vom Weltraumbahnhof Baikonur mit einer Sojus-Rakete zur Raumstation „Mir“. Die Mission dauerte gut sieben Tage und umfasste 15 wissenschaftliche Experimente. Danach war Viehböck u. a. bei einem Luft- und Raumfahrtkonzern in den USA sowie bei Boeing tätig. Seit 2002 ist er bei der Berndorf AG tätig, seit 2020 steht der 61-Jährige an der Spitze der Unternehmensgruppe mit rund 3000 Mitarbeitern. Die FURCHE erreichte den ehemaligen Kosmonauten anlässlich des 30-Jahr-Jubiläums von „Austromir“ für ein Telefoninterview.

DIE FURCHE: Wenn Sie auf Ihr Weltraumabenteuer vor 30 Jahren zurückblicken, welche Erinnerungen sind besonders lebendig geblieben?
Franz Viehböck: Unser Erinnerungsvermögen funktioniert am besten, wenn starke Gefühle involviert sind. Dass ich just an dem Tag, an dem die Rakete abgehoben ist, Vater einer Tochter geworden bin, war emotional natürlich einzigartig. Bei der Weltraummission selbst hat sich mir vieles ins Gedächtnis eingebrannt: die Spannung vor dem Start, die mächtige Beschleunigung, das An- und Abdocken, zuletzt auch die Fallschirmlandung. Der schwebende Zustand sowie der Ausblick von da oben, all das war sehr beeindruckend. Auf der einen Seite blickt man auf die Erde zurück, auf der anderen schaut man in die unendlichen Weiten des Weltalls.

DIE FURCHE: In der Weltraumpsychologie kennt man den „Overview“-Effekt, also das erhabene Gefühl, einen Überblick über den ganzen Planeten zu haben – aber auch das beängstigende Phänomen des „Erde außer Sicht“, wenn man sich verloren im Weltall fühlt. Haben Sie das auch erfahren?
Viehböck: Es gab diese Momente, in denen mir ernsthaft bewusst wurde, dass ich nicht mehr Teil der Erde bin, dass ich ihre Atmosphäre hinter mir gelassen habe. Es war nicht beängstigend; mir war auch gar nicht mulmig. Es gab nur diese nüchterne Einsicht: Wenn jetzt etwas passiert, dann bin ich weg.

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