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Spekulationen und Wissenschaft

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Wann erfolgt der Weltuntergang? Der amerikanische Prophet Paul Solomon und die Bewohner von Stelle (Illinois) wissen es ganz genau: am 5. Mai 2000.

Denn dann werden (wie auch 1982 schon einmal) die meisten anderen Planeten unseres Sonnensystems hintereinander aufgereiht am Himmel stehen, wäh-

rend die Erde, fast allein auf der anderen Seite der Sonne, kosmischen Kräften ausgesetzt sein wird. Die Folgen, so diejenigen, die daran glauben: eine Polverlagerung und der Anbruch einer neuen Zeit.

Mit dem Datum befinden sich diese Unheilpropheten nicht nur in Gesellschaft des französischen Propheten Nostradamus, sondern auch anderer Hellseher, die den Weltuntergang um die Jahrtausendwende erwarten. Eine Pol- vierlagerung halten aber auch ernsthafte Wissenschafter für möglich.

Der Wiener Astronom Univ.- Prof. Werner Tscharnuter hält im Zusammenhang mit seinem Fach wenig von solchen Spekulationen: „Solche Konstellationen sind schon öfter vorgekommen und haben die Stabilität der Erde kaum verändert.“

Er vermutet hinter möglichen Polverlagerungen geophysikalische Ursachen und hält auch kosmische Einflüsse auf Änderungen in der Erdbahn für äußerst unwahrscheinlich.

Während die zu neuer Blüte gelangte apokalyptische Literatur Unheilvolles vom und am Himmel erwartet, fürchtet Tscharnuter weder die Wiederkehr des Halley- schen Kometen (1986) noch die totale Sonnenfinsternis von 1999:

,.Natürlich könnte einmal ein Himmelskörper auf die Erde stürzen, und wenn er auf bewohntes Gebiet stürzt, ist das eine Katastrophe. Aber die Erde ist so entstanden und gewachsen.“

Der Astronom wehrt sich auch gegen Behauptungen von „Phantasten mit einem Bedürfnis nach Mystik“, die Erde sei nur ein paar tausend Jahre alt:

„Das ist Unsinn, es gibt Messungen, die übereinstimmend sagen, daß unser Sonnensystem 4,5 Milliarden Jahre alt ist und die Erde sicher vier Milliarden. Es gibt gute Gründe für die Annahme, daß die Galaxis noch drei- bis viermal älter ist als das Sonnensystem.“

Wie sind Sonne und Planeten entstanden? Nach gegenwärtigem Stand der Wissenschaft entstehen Sterne aus einer dunklen Wolke aus Gas und Staub. Diese Wolke fällt unter ihrer eigenen Gravitation zusammen, wobei ein Drehimpuls eine Rolle spielt. Carl Friedrich von Weizsäcker hat gezeigt, daß durch Turbulenz, wenn der Nebel aus Gas und Staub zum Kochen kommt, Masse nach innen wandern kann.

Die Astronomen erwarten den Weltuntergang in spätestens viereinhalb Milliarden Jahren. Bis dahin wird die Sonne mit der gleichen Leuchtkraft leuchten wie bisher. Dann aber wird dieser riesige Fusionsreaktor seine Wasserstoffreserven in Helium umgewandelt haben und zum „roten Riesen“ werden.

Experten erwarten, daß die Sonne sich ungeheuer aufblähen und wesentlich größere Helligkeit und Hitze verbreiten wird — die inneren Planeten werden verglühen. Als „weißer“ und zuletzt „schwarzer“ Zwerg wird sie schließlich — hunderte Millionen Jahre später—ohne Energiereserven enden.

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