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Lehr- als Leerstühle

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An den vier Katholisch-Theologischen Fakultäten Österreichs stehen derzeit sechs Lehrstühle leer, einer davon bereits seit Oktober 1986. Diese Fakultäten sind ein Schwerpunktthema der diese Woche in Wien tagenden Bischofskonferenz.

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An den vier Katholisch-Theologischen Fakultäten Österreichs stehen derzeit sechs Lehrstühle leer, einer davon bereits seit Oktober 1986. Diese Fakultäten sind ein Schwerpunktthema der diese Woche in Wien tagenden Bischofskonferenz.

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Linke Gewerkschafter und rechte kirchliche Gruppierungen - zuletzt „Pro occidente" - wollen aus unterschiedlichen Gründen (den einen herrscht dort zu viel, den anderen zu wenig Kontrolle der Amtskirche über die lehrenden Personen) am liebsten gar keine katholische Theologie an staatlichen Fakultäten. Doch der Wiener Weihbischof Helmut Krätzl, jüngst mit dem Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst ausgezeichnet, hob eindringlich die dadurch gebotenen Chancen - auch zum interdisziplinären Gespräch - hervor: „Wir wollen diese Position der Theologie an den Staatsuniversitäten um keinen Preis aufgeben."

Fest steht, daß es einzelne Dispute in diesem Bereich gegeben hat. In Wien liegt bereits der vierte Vorschlag der Fakultät für die Nachbesetzung des seit Oktober 1986 verwaisten Lehrstuhls für Kirchengeschichte vor. Beim ersten Vorschlag beging die Fakultät einen Fehler, der zu Verzögerungen führte, und der Kandidat lehnte dann die Berufung ab. Die nächsten zwei Vorgeschlagenen erhielten nicht das „Nihil obstat" des Wiener Erzbischofs, Kardinal Hans Hermann Groer. Zum vierten Kandidaten, dem jungen Bonner Priester

Hubert Wolf, steht der Entscheid des Wiener Oberhirten noch aus. Einer der Kirchengeschichte-Anwärter scheiterte daran, daß er Laie ist. Laien haben es in Wien schwerer, sich zu habilitieren. Einem Neutestamentier gelang es unlängst mit einiger Verzögerung. Seit einigen Jahren muß übrigens auch Rom jedem neuen Ordinarius der Theologie zustimmen.

In Salzburg sind drei erst seit wenigen Monaten verwaiste Lehrstühle (Philosophie, Soziallehre, Kateche-tik) zu besetzen. Ob dabei Probleme auftreten, ist ungewiß. Erzbischof Georg Eder hat im beigelegten Konflikt mit dem Liturgiewissenschaftler Franz Nikolasch bewiesen, daß er ein wachsames Auge auf die Theologische Fakultät wirft. Man erwartet aber, daß sich in Salzburg bald sogar eine Frau (in Soziallehre) habilitieren wird.

Innsbruck: Frau Dekanin

Auch in Graz steht eine Frau (Altte-stamentlerin) vorder Habilitation. Für den einzigen dort - erst seit Oktober 1991 - vakanten Lehrstuhl (Pastoraltheologie) ist bereits der Regensburger Hubert Windisch in Rom eingereicht. Aufsehen hat 1990 die Tatsache erregt, daß dem Fundamentaltheologen Siegfried Wiedenhofer die Berufung nach Graz nur deshalb verweigert wurde, weil er die „Kölner Erklärung" unterzeichnet hatte.

Daß an der Innsbrucker - von den Jesuiten dominierten - Fakultät Her-linde Pissarek-Hudelist als Frau Dekanin werden konnte, zeigt, daß dort qualifizierte Laien keine Probleme haben. Der einzige zu besetzende Lehrstuhl wurde gerade erst neu errichtet: für Christliche Gesellschaftslehre.

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