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Marika ist der Star

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Das Raimundtheater eröffnete die Saison 1973/74 mit einer noch heute, 58 Jahre nach ihrer Uraufführung in Wien sehr zugkräftigen Operette, mit Emmerich Kaimans „Csardäs-fürstin“. Die Geschichte des jungen Fürsten Edwin Ronald von Weylersheim — Librettofabrikation Stein und Jenbach —, der nach vielen sich ihm entgegenstellenden Hindernissen doch die Chansonetten-Diva Sylva Varescu heimführt, hat Kälmän mit einer reichlich mit Schlagern versehenen Musik ausgestattet, die seine Operetten-Glückssträhne von „Herbstmanöver“, „Zigeunerprimas“ und „Gräfin Mariza“ noch weit übertraf. Es seien hier nur die zugkräftigen Walzermelodien von „Machen wir's den Schwalben nach“ und „1000 kleine Englein“ erwähnt, denen die schmissigen Einfälle „Ganz ohne Weiber“ und „Die Mädis vom Chantant“ nicht nachstehen.

Eine glückliche Besetzung der Hauptrollen verhalf wesentlich zu einem guten Saisonednstand. Das Gastspiel der mit einem anscheinend unerschöpflichen Theateirtempera-ment und gefangennehmendem Charme gesegneten Marika Rökk ■— ein Nachrechnen der langen Zeit ihrer Bühnentätigkeit macht die Künstlerin illusorisch —, steht unter einem guten Stern, zumal die ansonsten nicht sehr einfallsreiche Regie Fred Rauls ganz auf ein Herausstellen des Stars eingerichtet ist. Man glaubt ihr ebenso gern das rassige Temperament der einstigen Operettensoubrette wie das vornehme Auftreten der „hinaufgeadelten“ Fürstin-Mutter.

Katja Vsunov läßt alle gesanglichen und darstellerischen Facetten ihrer Rolle als Sylva Varescu spielen, so daß man ihr ohne weiteres den Sieg über die dem jungen Fürsten zugedachte Braut, Komtesse Stasi, zutraut. Martha Zöchling macht diese Stasi durch Natürlichkeit ihres Spiels und eine immerhin nette Gesangsleistung sympathisch, nicht minder ist der springlebendige, vielverwendbare Hausbuffo Kurt Liederer als Graf Boni am Erfolg der Aufführung mitbeteiligt. Ferenc Bajor als Graf Edwin verkörpert zwar nicht ganz den Typ des eleganten Reiterofflziers, versöhnt aber dadurch, daß er einer der wenigen, zumindest einen erträglichen Durchschnitt von Raimundtheater-Tenören darstellender Sänger ist. Aus alten Tagen taucht — noch immer in bester Form — Toni Nießner als Fery Bäcsi auf. Die übrigen Mitwirkenden, die Herren Krasa, Nowak, Hobiger und Schubert müssen sich mit einem Pauschallob begnügen.

Daß die Inszenierung Fred Rauls mit der Führung des oft recht teilnahmslos wirkenden Chores nicht viel anzufangen und auch das Ballett diesmal nicht den richtigen Schmiß aufzubringen wußte, bildete einen Gegensatz zu der von den Solisten ausgehenden Lebendigkeit der Aufführung. Das Milieu des Budapester Orpheums — Bühnenbilder Ferry Windberger — war besser getroffen als das nicht durch besondere Eleganz auffallende Interieur des fürst-l;chen Palais. Herbert Mogg bemühte sein Orchester um möglichst ungarisches Feuer. Viel Premierenapplaus.

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