Alles anders an den Börsen

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Viel hat sich verändert, seit die Wiener Börse vor 250 Jahren gegründet worden ist. Ein Rück- und Ausblick.

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Viel hat sich verändert, seit die Wiener Börse vor 250 Jahren gegründet worden ist. Ein Rück- und Ausblick.

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Vor 250 Jahren, am 1. August 1771, unterzeichnete Kaiserin Maria Theresia das Gründungsdekret der Wiener Börse. Nach ruhigem Beginn kam es in den Boom-Jahren der Gründerzeit zu einem eindrucksvollen Aufschwung. Dieser mündete allerdings wegen zuletzt überzogener Erwartungen ausgerechnet im Weltausstellungsjahr 1873 in einen Börsenkrach, der über zwei Jahrzehnte nachwirkte. Vom Zerfall der Donaumonarchie konnte sich der Finanzplatz Wien trotz einer turbulenten Aufschwungsphase in den Zwanzigerjahren unter dem Druck der Weltwirtschaftskrise 1929 nicht mehr erholen. Nach dem Zweiten Weltkrieg brachte es die Wiener Börse erst mit dem Rückenwind der Ostöffnung wieder zu Ansehen und regionaler Bedeutung.

Nahezu alles ist heute anders als in den Anfangszeiten des Handels mit Wertpapieren. Längst wurden die stattlichen Kathedralen des Kapitals abgelöst von elektronischen Handelssystemen in nüchternen Großraumbüros. Nur mehr in alten Filmen begegnen wir dem aufgeregten Händlertreiben am Börsenparkett. An den führenden Zentren des Aktienhandels dominieren mittlerweile algorithmische Systeme, mit denen ohne jedes menschliche Zutun Transaktionen in Nanosekunden abgeschlossen werden. Wie Pilze schießen digitale Handelsplattformen aus dem Boden, die es privaten Anlegern ermöglichen, nicht erst dann zu Aktionären zu werden, wenn sie bei Investmentbankern ein beachtliches Mindestvermögen nachweisen können.

„Casino-Kapitalismus“ 2.0

Gerade in der jüngeren Altersgruppe hat sich die Zahl der Direkt-Anleger zuletzt selbst im traditionell börsen-aversen deutschsprachigen Raum nahezu verdoppelt. Die Nullzinspolitik der Notenbanken trägt das ihre dazu bei. Auch verlocken Meldungen über den raketenartigen Aufstieg gehypter Einzeltitel junger Unternehmen, sich spielerisch zu beteiligen. In Verbindung mit der Welt der trügerischen Krypto-Assets entsteht eine Nähe zum Glücksspiel („Gamification“) und dem, was einst John Maynard Keynes als „Casino-Kapitalismus“ bezeichnete.

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