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Ein klares Ja zu Europa

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Nicht einmal die kühnsten Optimisten haben zu hoffen gewagt, daß das Votum der österreichischen Bevölkerung so eindeutig und sogar mit Zweidrittelmehrheit ausfallen werde. Es ist mehr als eine zufällige Übereinstimmung, daß dies genau jene Mehrheit ist, die im innerstaatlichen Bereich für eine Verfassungsänderung oder -bestimmung notwendig ist. Die Österreicher haben trotz aller Vorbehalte den Mut zum Risiko und zum großen Sprung bewiesen, sie haben den Weg nach Europa beschritten und allen Angstparolen eine klare Absage erteilt. Sie haben damit nicht nur für Österreich, sondern für ganz Europa und vor allem die anstehenden skandinavischen Beitrittsländer Weichen gestellt oder wenigstens ein Signal gesetzt.

Dieses phänomenale Ergebnis hat auch innenpolitische Auswirkungen: es bedeutet eine Stärkung der Großparteien und der sie bildenden Koalitionsregierung. Es ist allerdings fraglich, ob dieses Votum den Trend gegen die Großparteien und die von ihnen gebildete Koalition aufzuhalten vermag, ob es sich auch auf die nächsten Nationalratswahlen fortpflanzt oder nicht eine Gegenreaktion auf den Plan ruft. Die Großparteien ziehen mit besseren psychologischen Startbedingungen in den nächsten Wahlkampf, es ist aber keineswegs ausgemacht, daß der in der Volksabstimmung zutage getretene Trend auch dann noch durchschlagen wird.

Doch die innenpolitische Klein- und Schmalspur-Perspektive wird bis auf weiteres von der europäischen, die sich aufgetan hat, überstrahlt. Und Österreich wird, da es den Durchbruch zu Hause in so überzeugender Weise geschafft hat, auch daran gemessen werden, ob es den Durchbruch auch in der neuen Gemeinschaft schafft und dort eine aktiv gestaltende Bolle spielen wird. Nicht nur die geschlagene Opposition, sondern auch die Wähler, die der Regierung und ihrem Verhandlungsergebnis ihr Vertrauen geschenkt haben, werden eifersüchtig darüber wachen, daß mit dem eingebrachten Pfunde gewuchert wird. Erst wenn diese Bilanz nach einiger Zeit positiv ausfallen wird, wird endgültig feststehen, daß es sich bei dem Wahlsieg des letzten Sonntag nicht um einen Pyrrhussieg gehandelt hat.

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