Wenn ich als Bürgermeister der Landeshauptstadt Graz die Gelegenheit bekommen habe, ein Geleitwort für die „Furche“ zu schreiben, in der die Grazer Herbstmesse 1959 behandelt wird, so scheint es mir mit Hinblick auf den Leserkreis dieser Zeitschrift, der sich über unser ganzes Bundesgebiet, ja sogar über die Grenzen Oesterreichs hinaus erstreckt, zunächst angemessen, Aufklärung zu geben über die Entstehungszeit der Grazer Messe. Denn viele Menschen außerhalb von Graz und der Steiermark mögen vielleicht in dem irrigen Glauben verfangen sein, daß die Grazer Messe eine jener vielleicht allzu vielen Messeveranstaltungen ist, die in den letzten Jahren des wirtschaftlichen Aufschwungs wie die Pilze aus dem Boden geschossen sind. Aber die erste wirkliche Messe wurde schon im September 1906 in Graz abgehalten. Sogar der Standort der Grazer Messe ist im wesentlichen seit damals der gleiche geblieben. Die Industriehalle in der Conrad-von- Hötzendorf-Straße und das sie umgebende Gelände waren seit damals und sind auch heute noch der Platz, auf dem die Grazer Messe ihre Schau veranstaltet. Sie — die älteste österreichische Messe — hat somit das ganze, zum Teil dramatische Schicksal unseres Staates seit dem Jahre 1906 erlebt und überlebt. Begreiflicherweise ist all dies auch an der Grazer Messe nicht spurlos vorübergegangen. Und wenn es galt, das zusammengebrochene Wirtschaftsleben unseres Staates nach zwei Weltkriegen wiederaufzurichten, so mußte selbstverständlich auch die Grazer Messe zweimal wieder von vorne beginnen. Aber die Folge dieser beiden unglücklichen Kriege für die Steiermark und besonders für ihre Landeshauptstadt war, daß sie sich seither in einem verkehrsgeographischen und zum Teil auch wirtschaftsgeographischen Blindsack befindet. Selbstverständlich bemühen sich alle berufenen Stellen, diese ungünstige Lage zu bessern. Sie ganz zu beheben, der Stadt Graz die wirtschaftliche Konjunktur zu verschaffen, die die Städte Linz, Salzburg, Innsbruck seit langem genießen, dazu bedürfte es freilich einer grundlegenden Aenderung der gesamten Weltpolitik und ihrer wirtschaftlichen Auswirkung.
In dem Bemühen um die wirtschaftliche Stärkung der Steiermark und ihrer Landeshauptstadt spielt die Grazer Messe eine wichtige Rolle. Die Leistungsschau, die sie auf allen Wirtschaftsgebieten zu bieten hat, hat die Aufgabe, die Aufmerksamkeit der österreichischen und ausländischen Wirtschaft auf Graz und die Steiermark zu lenken und damit den wirtschaftlichen Kontakt aufrechtzuerhalten, der für das Sein oder Nichtsein dieses vom politischen Schicksal stiefmütterlich bedachten Raumes von ausschlaggebender Bedeutung ist.
