6686713-1962_19_17.jpg
Digital In Arbeit

Die „Eiserne Messe“

Werbung
Werbung
Werbung

Am 28. April hat Bundeskanzler Dr. Gorbach die Grazer Frühjahrsmesse 1962 eröffnet, die nunmehr zum dritten Male im Zeichen des Eisens stand. Die größten eisenerzeugenden und eisenverarbeitenden Werke Östereichs stellten In der neuen Stahl- und Eisenhalle ihre weltbekannten Erzeugnisse zur Schau und gaben den Messebesuchern ein umfassendes Bild von der wirtschaftlichen Bedeutung unserer Schwerindustrie.

Die Österreichisch-Alpine Montangesellschaft mit mehr als 30.000 Beschäftigten, Edelstahle aus den Böhler-Werken und Schoeller-Bleck-mann-Werken, die Produktion der Steyr-Daim-ler-Puch AG., der Vereinigten Österreichischen Eisen- und Stahlwerke, der Elin-Union, der Betriebe von Waagner-Birö, Feiten & Guilleaume, Ludwig Binder & Co., der Maschinenfabrik Andritz AG. und anderer in die ganze Welt exportierender Industriebetriebe und das LD-Verfahren sind ein Begriff in der Fachwelt.

Die Exponate waren Edelstahle und Erzeugnisse daraus, Straßenbau und Landmaschinen, Fahrzeuge, Stahlgitter, Stahlträger, Stahlblöcke, Isolierrohre, Gießereierzeugnisse, Draht- und Drahtprodukte, Kabel, Ketten, nahtlose Stahlrohre, Radiatoren und verwandte Produkte.

Um diesen Eisenkern gruppierte sich die allgemeine Messe, als welche die Grazer Südost-Messe zu betrachten ist, da ein Großteil der Selbständigen und die mehr als 130.000 zählenden unselbständig Beschäftigten aus hochindustrialisierten Gebieten der Steiermark traditionsgemäß gewohnt sind, ihre persönlichen und betrieblichen Bedürfnisse auf der Grazer Südost-Messe zu decken.

Die Grazer Südost-Messe muß auch den Charakter einer Universalmesse aus dem Grunde bewahren, weil die Einkäufer aus den Nachbarstaaten des Südens wie auch des Ostens und Nahen Ostens weniger sogenannte Spezialartikel als Güter aller Art aus Österreich und den Exponaten ausländischer Betriebe auf der Grazer Messe suchen. Die Frühjahrsmesse war das Schaufenster, in dem alle Sparten unserer Wirtschaft mit ihren Erzeugnisse vertreten waren.

Dazu kamen mehrere Sonderausstellungen, die bestimmte Besucherkategorien anziehen, wie die Sonderschau „Autofahrer unterwegs“, eine thematische Ausstellung des Bedarfes für das Auto und den Fahrer sowie auch Campingbedarf; weiter die Sonderschau „Photo und Film“, eine Sonderausstellung der Schuhmacherinnung „Schuhmacherhandwerk einst und jetzt“ und für die Landwirte die Sonderschau des Gelbvieh-Zuchtverbandes mit der angeschlossenen Schau „Stall und Fütterung“, ferner ein Pelzsalon und die Schau „Moderner Laden — höherer Umsatz“.

Das Ausland zeigt hohes Interesse an der Grazer Südost-Messe; so war heuer auf der Frühjahrsmesse die Kollektivschau der Handelskammern Kroatiens -ind Sloweniens in ihrer neuerbauten, schmucken Halle zum 25. Male in Graz; im Annex der Halle 1 stellte die Handelskammer Budapest einen Querschnitt des ungarischen Exportangebotes vor; Stadt und Hafen Triest waren ebenfalls wieder auf der Frühjahrsmesse mit ihrer Sonderschau, die auch für den Fremdenverkehr warb.

Die Veranstaltungen der Grazer Südost-Messe im Frühjahr und im Herbst bedeuten neben ihrer Funktion als Ausstellung und als Warenmesse, die von Jahr zu Jahr auf größere Erfolge blicken kann, auch als werbender Anziehungspunkt für den Fremdenverkehr der steirischen Landeshauptstadt sehr viel; sicherlich werden durch diese Veranstaltungen Besucher angezogen, die ihren Aufenthalt neben der Erledigung geschäftlicher Aufgaben und Pflichten mehr und mehr auch für ihre und ihrer Begleitung persönliche Erholung und Entspannung verwenden. Konkrete Beispiele bezeugen, daß besonders Interessenten und Aussteller aus dem Westen von den dort weniger bekannten Schönheiten der Landeshauptstadt und der Steiermark, von den geschichtlichen und kulturellen Attraktionen geradezu fasziniert sind, und nicht nur den erstmaligen Aufenthalt zur Entspannung und zu Besichtigungen verwenden, sondern in den meisten Fällen nach Jahresfrist wiederkommen, um mit ihrer Familie einen Ferienaufenthalt zu nehmen.

Das Verhältnis der Grazer Südost-Messe zum benachbarten Jugoslawien, namentlich zu den beiden föderativen Republiken Kroatien und Slowenien, ist bereits tief verwurzelt. Die Grazer Messe hat am Beginn dadurch bahnbrechend gewirkt, daß es ihr gelang, erstmals in Form eines, anfangs bescheidenen, jetzt den Wert von beiderseits 10 Millionen Schilling erreichenden Messekontingents die zusätzliche Ausfuhr von im Handelsvertrag vernachlässigten Konsumgütern und Maschinenbestandteilen gegen die Einfuhr von Rohstoffen und speziellen jugoslawischen Produkten, wie konservierten Fischen, anzubahnen. Das Verhältnis zu den Ausstellern aus Kroatien und Slowenien ist sehr herzlich geworden und hat einen erfreulichen Umfang angenommen, besonders dadurch unterstützt, daß die Kontingente beachtliche Beträge erreichten. Es soll dabei nicht unerwähnt bleiben, daß alle dafür notwendigen Verhandlungen stets in außerordentlich freundlicher Atmosphäre vor sich gegangen sind.

Neben dieser Ausstrahlung der Grazer Südost-

Messe auf den Westen und Südosten darf nicht übersehen werden, daß die innerösterreichische Anziehungskraft der Grazer Messeveranstaltungen nicht nur die Steiermark selbst, sondern weite angrenzende Gebiete der benachbarten Bundesländer erfaßt, wie es die Tatsachen beweisen. Rund um das Messegelände sind die Straßen stets mit parkenden Kraftwagen blok-kiert und sehr viele von diesen verraten durch die Nummerntafel ihre Herkunft aus den obenerwähnten Gebieten.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung