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Die große Aufgabe der Wiener Messe

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pression und Hochkonjunktur, hat sich die Einrichtung der Wiener Messe als kaum mehr wegzudenkendes Marktinstrument bewährt. Die Wiener Herbstmesse 1957 wird ihie exportfördernde Funktion zweifellos auch diesmal beweisen, und zwar zu einem Zeitpunkt, da wir in Anbetracht des erhöhten Außenhandelsdefizit, im ersten Halbjahr 1957 gegenüber dem Ver- gleichszeitraum des Vorjahres mehr denn je aut die Ausweitung unserer Ausfuhr bedacht sein müssen. Wenn auch die Zahlen keineswegs bedern auch vom Binnenmarkt aus gesehen können von der Wiener Herbstmesse 1957 kon- junkturpolitische Impulse erwartet werden. Als Ausgangspunkt jedes handelspolitischen Denkens kann die Gesamtlage einer Volkswirtschaft und ihre Stellung in der Weltwirtschaft gelten. Die ökonomische Grundstruktur unserer Wirtschaft bedingt sowohl in der Ausfuhr- als auch in der Einfuhrseite eine starke Auslandsabhängigkeit, womit die entscheidende Bedeutung unserer Außenwirtschaft erklärt wird. Aus dieser fundaraumes im stärksten Maße interessiert ist, der seiner. Wirtschaft entsprechende Möglichkeiten einer ruhigen und stetigen Entwicklung »bietet. Die Messen haben Sinn und Aufgabe, als Wegbereiter der Großraumwirtschaft zu fungieren, seit jeher erkannt und verdanken der Marki- wirtschaft ihr Entstehen. Sie waren und sind immer organisierte Märkte zur Hebung des zwischenstaatlichen Warenaustausches. Auch die Veranstaltungen der Wiener Messe standen von allem Anfang an im Dienste dieses Freihandelsgedankens.

XXTie jede Wiener Messe ihre besondere Auf- ‘ ‘ gäbe hat, so steht auch die Internationale Herbstmesse 1957 im Zeichen eines besonderen Anliegens der österreichischen Wirtschaft und unter bestimmten Aspekten der Wirtschaftslage. Es hieße die volkswirtschaftliche Funktion einer Mèsse verkennen, wollte man in ihr bloß eine Waren- und Leistungsschau ctblicken, die lediglich den Produktionsstand und die Tendenzen der modischen Entwicklung aufzeigt. Die Messe läßt vielmehr den Rhythmus der Konjunkturentwicklung deutlich erkennen und kann daher mit Recht als Wir t- schaftsbarometer angesehen werden. Ermöglicht doch der Messeverlauf als Ganzes genommen eine ziemlich zuverlässige Prognose der Wirtschaftsentwicklung auf Monate hinaus und bietet vor allem die Möglichkeit, Rückschlüsse auf das kommende Exportgeschäft zu ziehen und Anhaltspunkte für die Entwicklung des Außenhandels zu gewinnen.

Damit ist auch schon eine der wichtigsten Aufgaben und Funktionen der Wiener Messe, nämlich die Intensivierung des für uns so lebenswichtigen Exportes aufgezeigt. Der Förderung der Ausfuhr dienen vielerlei Einrichtungen, eine der wirksamsten ist zweifellos die Mes«c. In der modernen Volkswirtschaft haben Messe und Export einander ergänzende Funktionen. Die Messe fördert den Export, der Export bedarf der durch die Messe bewirkten Auftriebskräfte.

Gerade in der Förderung des Exports hat die Wiener Messe der heimischen Wirtschaft unschätzbare Dienste geleistet. Ohne die Schaffung einer Wiener Messe wäre es uns bestimmt nicht möglich gewesen, nur durch Beschickung von ausländischen Messen ein geschlossenes Bild der ostèrreichischen Produktionskraft zu geben. Dariri besteht ja das große Verdienst der Wieher Mèsse als Leistungsschau der gesämtj österreichischen Wirtschaft, daß sie unserer Wirtschaft den Weg zum Weltmarkt eröffnet hat.

In jahrelanger Erprobung, in Zeiten der De-

sorgniserregend sind, so stellen diese doch eine eindringliche Mahnung dar, in unseren Bemühungen um Ausweitung des Exports nicht zu erlahmen. Der Außenhandel weist sowohl auf der Einfuhr- als auch auf der Ausfuhrseite einen wertmäßigen Rückgang auf, der jedoch nicht als Zeichen einer Konjunktur«chwäcbe gewertet werden kann. Immerhin gilt es, die Entwicklung im Außenhandel mit gebotener Wachsamkeit zu verfolgen und unsere Außenhandelspolitik so zu führen, daß unsere Volkswirtschaft zur ständigen Anpassung an die Weltmarktentwicklung befähigt ist und jede Chance wakrnimmt. die sich in dem einen oder anderen Land für unsere Erzeugnisse ergibt.

Nicht nur im Sektor des Außenhandels, son-

mentalen Tatsache ergeben sich zwei unabweis- liche Konsequenzen: Nach innen eine Gestaltung der Wirtschafts- und Handelspolitik gemäß den marktwirtschaftlichen Grundsätzen, nach außen die Bedachtnahme auf die enge Verflechtung Oesterreichs mit den anderen Volkswirtschaften, die den Weltmarkt bilden. Damit ist auch die Schlüsselposition des österreichischen Außenhandels klar gekennzeichnet, und auch die Wiener Herbstmesse 1957 wird den engen Zusammenhang zwischen Binnenwirt- schaff und Außenwirtschaft delitlich erkennen lassen.

In diesem Zusammenhang bedarf es keiner besonderen Hervorhebung, daß Oesterreich an der Bildung eines europäischen Wirtschaft:’-

Die Wiener Messe könnte die ihr primär zufallende Aufgabe als wichtigstes Instrument der Exportförderung nicht erfüllen, wenn sie nicht von allem Anfang an eine wertvolle Mittlerfunktion zum Ausland ausgeübt hätte. Die anerkannte Internationalität der Wiener Messe spiegelt sich deutlich in der wachsenden Zahl ausländischer Aussteller und Besucher sowie der offiziellen Kollektivausstellungen fremder Staaten. Unbeirrbar durch gute und schlechte Zeitläufe, dient die Wiener Messe den ihr von allem Anfang an gestellten Aufgaben: eine Uebersicht zu bieten über den jeweiligen Stand der so vie1- gestaltigen industriellen und gewerblichen Produktion und der Wirtschaft neuen Auftrieb zu verleihen durch die enge Verbindung der österreichischen Produzenten mit den Interessenten im In- und Ausland. So gesehen ist die Wiener Messe mehr als eine Messe im engeren wirtschaftlichen Sinne, sie ist die Manifestation unseres Vertrauens und unserer Zuversicht in die Zukunft unseres Landes sowie unserer Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit allen friedliebenden Staaten der Welt.

In diesem Sinne entbiete ich als Repräsentant der gewerblichen Wirtschaft Wiens der Internationalen, Wiener Herbstmesse 1957,. allen Ausstellern-sowie den Besuchern aus dem In, und; Ausland meine , besten Grüße, mit -dem Wunsch, daß ein voller Erfolg alle Mühen und Anstrengungen im Zeichen freundschaftlicher Zusammenarbeit lohnen möge.

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