6612828-1955_11_13.jpg
Digital In Arbeit

Messen werben fur osterreich

Werbung
Werbung
Werbung

Zu den wirkungsvollsten Hilfsmitteln, derer sich die österreichische Handelspolitik bei ihren Bemühungen um die Wiedergesundung unseres Außenhandels während des ablaufenden Dezenniums mit steigendem Nutzen bedienen konnte, gehören zweifellos die Messen. Welche Bedeutung man diesen allseits bereits von Anfang an beimaß, wurde ersichtlich, als im Herbst des Jahres 1945, im Angesichte von Schutt und Trümmern und eines nationalen Notstandes, in den Räumen der Wiener Börse eine österreichische Exportmusterschau den Lebenswillen unseres Volkes und sein Wissen um die wirtschaftspolitischen Notwendigkeiten bekundete. Seit jener ersten Exportmusterschau zählte die Wiener Internationale Messe bei ihren alljährlich zweimal stattfindenden Veranstaltungen stets mehr Aussteller und Besucher. Insbesondere die Beteiligung des Auslandes erhöhte sich in einem nie zuvor verzeichneten Maße. Die Fülle der Exponate machte großzügige Geländeerweiterungen und Neubauten erforderlich. Längst ist Wien wiederum zu einem international bedeutenden Handelsknotenpunkt inj mitteleuropäischen Raum geworden. - •

Auch die Veranstaltungen in Graz, Dorn-birn, Innsbruck und Klagenfurt entwickelten sich zu wertvollen wirtschaftsbelebenden Faktoren. Graz wurde mehr und mehr das Handelstor nach dem Südosten, Dornhirn eine anerkannte Textilfachmesse. Innsbruck empfängt sein Profil vom Fremdenverkehr, Klagenfurt von der Forst- und Holzwirtschaft. Volksfeste in Wels und Ried erwecken mehr und mehr das Interesse insbesondere der bäuerlichen Bevölkerung, während eine Reihe lokaler Ausstellungen entsprechend begrenzten Charakter trägt.

Es war nur zu selbstverständlich, daß gerade die Messen hervorragend geeignet sein mußten, die durch Jahre unterbrochenen Kontakte mit dem Auslande auf breitester Basis wieder anzuknüpfen. Dies gilt ebensosehr von Oesterreichs Beteiligung an ausländischen Messeveranstaltungen. Während wir einerseits die Entwicklung von Musterschauen und Ausstellungen mit begrenztem Ziele zu umfassenden Leistungsschauen der Gesamtwirtschaft verzeichnen, ist anderseits eine an Zahl und Umfang zu nehmende Beteiligung im Auslande festzustellen. Die zunehmende Konsolidierung der allgemeinen Wirtschaftslage und die Ausweitung des Netzes unserer Handelsbeziehungen förderten die Bestrebungen nach beiden Richtungen hin und ließen vor- allem die Messen selbst ihren hohen Aufgaben wieder voll - gerecht werden.

Die Messen dienen jedoch nicht bloß der Belebung der multilateralen Geschäftstätigkeit schlechthin, sondern sie stehen mit der Werbung für die Erzeugnisse von Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft auch im Dienste der Werbung für unser Land. Mit Fug und Recht kann gesagt werden, daß diese Werbefunktion zu den wichtigsten Mandaten einer Messe überhaupt gehört. Schon der Erfolg der Messe selbst steht und fällt mit dem Ausmaß und der Intensität der betriebenen Werbung. Nach den Grundsätzen der modernen Werbetechnik werden alle in Betracht kommenden Werbemittel eingesetzt. Auf Pressekonferenzen wird die internationale Publizistik auf das bevorstehende Ereignis aufmerksam gemacht und in der Folge durch eine Vielzahl von Artikeln und Meldungen im Detail unterrichtet. Daneben gewinnt die Rundfunkwerbung an Bedeutung. Jegliche Werbung für die Messe ist damit zugleich Werbung für das Land.

Die Werbung beschränkt sich jedoch nicht bloß auf den Warensektor; sie schließt auch die Bekanntgabe und Propagierung der Schönheiten und Besonderheiten unseres Landes ein und regt zu dessen Besuch an. Insbesondere den Fremdenverkehrsausstellungen im Rahmen österreichischer Pavillone und Kollektivausstellungen auf ausländischen Messen kommt hier eine große Bedeutung zu. So ergänzen einander Werbung für die österreichische Wirtschaft und Werbung für den österreichischen Fremdenverkehr, der letztlich, aber nicht zuletzt, ebenfalls ein kommerzielles Phänomen- ist, zum Wohle unserer Heimat bestens.

Der Spielraum jeglicher Werbung wird um so größer sein, je freier eine Wirtschaft sich entfalten kann. Deshalb wurden die österreichischen Messen insbesondere in der Epoche der Liberalisierung unseres Außenhandels zu einem unentbehrlichen wirtschaftspolitischen Instrument und damit in noch verstärktem Maße jeder Förderung würdig. Auf den Märkten tritt der freie und echte Leistungswettbewerb mehr und mehr in seine Rechte. Allseitige Bemühungen zu erhöhter, besserer und billigerer Produktion vermehren den Umsatz, senken die Kosten und damit die Preise. Und weil am besten jedes Ding für sich selbst spricht, ist auch jene Werbung am wirksamsten, welche von den Dingen direkt ausgeht. Auch die besten Offerte können die auf Grund einer persönlichen Begutachtung der Ware gewonnenen Eindrücke nicht ersetzen. Dazu kommt, daß sich das Zusammentreffen von Erzeuger, Händler und Verbraucher kaum irgendwo in so idealer Weise ergibt wie eben auf einer Messe. Wer in Zeiten des Käufermarktes einkauft, will nicht einfach seinen Bedarf decken, sondern er will auch über all Möglichkeiten dieser Bedarfsdeckung hinreichenc aufgeklärt werden. Den erwünschten umfassenden Ueberblick über die Marktlage gewinnt ei am ehesten innerhalb der Messen.

Die österreichischen Messen leisten somil auf Grund ihrer vielfältigen wirtschaftsbelebenden Eigenschaften und Tätigkeiten einen wertvollen Beitrag zur Erhaltung der Vollbeschäftigung. Sie beleben den Inlandskonsum, sie führen zu einer Ausweitung des Außenhandels In Anerkennung dieser wichtigen Fördererdienste unterstützen wir nicht bloß österreichische Beteiligungen an ausländischen Messen sondern auch die Messen im Inlande selbst, Neben der Gewährung direkter Förderungsbeiträge vergeben wir Investitionsdarlehen zu besonders günstigen Bedingungen. Das Bundesministerium für Handel und Wiederaufbau war und ist stets bemüht, durch Aktionen im Rahmen seiner Wirtschaftsförderung den Messen die Ausgestaltung ihrer Einrichtungen zu erleichtern. So ist beabsichtigt, demnächst ein größeres Investitionsprogramm auf weitere Sicht durch entsprechende Förderungsmaßnahmen in die Wege zu leiten. Oesterreichs Hineinwachsen in den wirtschaftlichen Größraun] Europa wird nicht zuletzt durch die. rege Tätigkeit auf „allen Messeplätzen begünstigt. Die Prosperität unserer Wirtschaft, der Lebensstandard unseres Volkes, werden sich auch künftig dann erhöhen, wenn wir an den bewährten ökonomischen Grundsätzen festhalten. In jedem Falle wollen wir den Anteil der Messen am Wiederaufstieg unserer Wirtschaft nicht gering schätzen! Schon deshalb, weil sich neben den in Zahlen meßbaren Erfolgen ein sicher ebenso bedeutsames unwägbares Positivum einstellt; die Frucht einer gewollten und einer von selbst sich ergebenden Werbung für Oesterreich.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung