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Die Wirtschaft sind wir alle!

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Zum zwanzigsten Mal führt das Wirtschaftsförderungsinstitut der Bundeskammer der gewerblichen Wirtschaft zum traditionellen Termin in der letzten Oktoberwoche eine „Österreich-Woche“ durch. Im Zeichen einer beängstigend passiven Handelsbilanz erübrigt sich wohl jede Begründung für die Notwendigkeit einer solchen Werbeaktion für die österreichische Wirtschaft. Hieß es 1958 noch „Denk österreichisch bei jedem Einkauf!“, so lautet der alljährliche Slogan seit 1959 „Kauft österreichische Qualität!“

Dr. Erich Dorffner vom Wirtschaftsforderungsinstitut, einer der Hauptorganisatoren der Österreich-Woche, räumt ein, daß dieser Satz sprachlich nicht ganz richtig ist: „Aber man wollte zum Ausdruck bringen, daß es nicht nur um Waren, sondern auch um Dienstleistungen geht, wie sie etwa im Banken- oder Fremdenverkehrswesen erbracht werden. Außerdem soll betont werden, daß nicht nur die Herkunft eines Produktes, sondern auch seine Güte entscheidend ist.“

Hinter der Österreich-Woche steht das ernsthafte Bemühen, noch immer vorhandene Vorurteile gegen die eigene Leistung abzubauen, das Ansehen österreichischer Erzeugnisse im Inland zu heben, über die Vielfalt der österreichischen Wirtschaft und ihrer Produkte zu informieren und letztlich die Österreicher zu überzeugen, daß sie ihren Bedarf im Inland und mit inländischen Waren ebenso gut decken können wie anderswo und mit ausländischen Erzeugnissen.

In wirtschaftlichen Krisenzeiten ist sich allemal jeder selbst der Nächste. Das gilt nicht nur für Österreich. So fordert man auch zum Beispiel in England, Irland oder Frankreich jeweils zum Kauf einheimischer Produkte auf. Die Schweiz veranstaltet seit 1917, also seit 60 Jahren, eine „Schweizer Woche“. Warum also nicht wenigstens einmal im Jahr massive Propaganda für das längst zum Gütezeichen gewordene „Made in Austria“?

Den Erfolg der Österreich-Woche kann man nicht exakt messen. Es mag behauptet werden, sie habe nichts erreicht, denn sonst würde die österreichische Handelsbilanz besser ausse- hen. Aber wer kann mit Sicherheit bestreiten, daß sie ohne diese jährliche Werbekampagne nicht noch schlechter wäre? Die Erfahrungen des Handels sprechen für eine zunehmende Verbesserung des Ansehens österreichischer Produkte bei den Konsumenten. Das mag daran liegen, daß die Österreicher im Laufe der Jahre österreichische Qualität besser kennen und schätzen gelernt haben, das mag aber auch ein Verdienst der Österreich- Woche sein. Woran man sich freilich häufig noch stößt, sind die Preise.

Mag der Österreicher aber auch von der Güte heimischer Waren überzeugt sein, es wird ihm nicht immer leicht gemacht, inländische Erzeugnisse von ausländischen zu unterscheiden, Dr. Dorffner gibt allen, mögen sie nur aus patriotischen, oder auch als Qualitätsgründen österreichische Produkte kaufen wollen, den Rat, sich jeweils beim Händler nach inländischen Fabrikaten der gewünschten Ware zu erkundigen, beziehungsweise selbst nach dem Zeichen „Made in Austria“ zu suchen. Im Rahmen der Österreich-Woche werden in vielen Geschäften die osterreięhischen Waren mit dem schon bekannten Austria-Herkunftszeichen versehen sein.

Dem stillen Wunsch des Wirtschaftförderungsinstitutes, österreichische Waren deutlicher als solche zu deklarieren, wird in zunehmendem Maß Rechnung getragen. Bemerkenswerterweise sind vor allem österreichische Tochtergesellschaften ausländischer Unternehmen sowie multinationaler Konzerne besonders daran interessiert, ihre Produkte als österreichische Erzeugnisse auf den Markt zu bringen. Offenbar erhpht das den Umsatz. Darauf weist auch die Erfahrung hin, die ein Wiener Kaufhaus gemacht hat, das von Zeit zu Zeit Länder-Wo- chen durchführt und dann speziell Waren aus dem betreffenden Land propagiert. Den eindeutig größten Erfolg brachte die dortige „Österreich-Woche.“

Welche Aspekte werden nun bei der heurigen Österreich-Woche des Wirtschaftsförderungsinstitutes im Vordergrund stehen? Dazu Dr. Dorffner: „Inhaltlich soll die 20. Österreich-Woche umfassend sein, das heißt, es soll der Bevölkerung vor Augen geführt werden, daß die Wirtschaft auf mehreren Säulen steht, die alle ihren Anteil daran haben, daß österreichische Leistung Qualität darstellt. Ebenso soll betont werden, daß es auf die Leistung aller Österreicher ankommt - sowohl der Arbeitnehmer als auch der Unternehmer -, wobei natürlich auf die Unternehmerleistung im besonderen hingewiesen wird. Das Generalthema lautet daher: .österreichische Qualität ist die Leistung von uns allen“.“

Um die Österreich-Woche zu einer wirksamen Öffentlichkeitsarbeit werden zu lassen, werden auch heuer zahlreiche Werbemittel eingesetzt, mehrere Einzelveranstaltungen im Rahmen der großen Aktion durchgeführt. So werden zunächst in österreichischen Firmen, in Ämtern und an anderen Stellen Plakate in großer Zahl affi- chiert. Den Handelsgeschäften wird zur Unterstützung ihrer Werbung diverses Kleinwerbematerial zur Verfügung gestellt.

Natürlich werden auch der Rundfunk und etliche Presseorgane Inserate und Einschaltungen zur Österreich-Woche bringen. Als besonderen Anlaß zur Berichterstattung in den Medien hat man sich heuer einen „Österreich-Zug“ einfallen lassen, der in sieben österreichischen Orten (Wien, Wiener Neustadt, Graz, Klagen- furt, Lienz, Saalfelden, Linz) zwischen dem 22. und 29. Oktober Station machen wird, als mobile Ausstellung über die Leistungen der österreichischen Wirtschaft. Dabei wird es eine Informationsschau über die Bereiche Fremdenverkehr, Verkehr, Handel, Gewerbe, Industrie, Geld und Versicherungen, ein Preisausschreiben mit Sofortgewinnen und anderen attraktiven Preisen, auflockemde Filmvorführungen und Musikgruppen (Kapellen, Chöre) aus dem jeweüigen Bundesland geben.

Durch verschiedene Wettbewerbe soll vor allem die Jugend für die Leistungen der österreichischen Wirtschaft interėssiert werden. Zum 19. Mal findet heuer ein Aufsatzwettbewerb für Schüler, zum 12. Mal ein solcher für Bundesheerangehörige statt. Thematisch geht es dabei um die Idee und das Ziel der Österreich-Woche, die Preise werden im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung übergeben werden. Überdies wird wieder ein Lehrlingsquiz veranstaltet. Die Schulen erhalten Lehrmaterial über die österreichische Wirtschaft zur Verfügung gestellt, die Schüler ein kleines Lexikon mit dem Titel „Wirtschaftskundli- ches ABC“.

Eine Neuerung ist die Sonderveranstaltung in Tirol, das in Wiener Geschäftsstraßen fürTiroler Erzeugnisse und besonders für den Fremdenverkehr werben will. Damit setzt erstmals ein Bundesland einen eigenen zusätzlichen Akzent. In Wien wird es auch zur österreichischen Produktschau und zur Verleihung der Staatspreise für gutes Design durch Handelsminister Staribacher kommen. Neben einer Reihe lokaler Veranstaltungen fällt noch besonders die österreichische Buchwoche ins Gewicht. Die ebenfalls zur Österreich-Woche geplante Galopprennveranstaltung in der Wiener Freudenau kennzeichnet recht gut die Verbindung zum Sport, es lebt ja - man mag es beurteilen, wie man will - zumindest der Spitzensport zum größten Teil von der Förderung durch die Wirtschaft.

Die Österreich-Woche wird heuer vom 23. bis 30. Oktober durchgeführt. Sie bietet - wie jedes Jahr - Gelegenheit, die österreichische Wirtschaft und ihre Leistungen näher kennenzu- lemen. Sie führt an die Basis des österreichischen Wohlstandes. Um diese Basis zu halten, wird es vermehrter Anstrengungen im In- und Ausland bedürfen, österreichische Exportwaren haben im Ausland einen ausgezeichneten Ruf, aber auch ihren Preis. •Im Inland gilt offenbar das gleiche. Die Österreich-Woche kann nur das Image weiter verbessern, nicht die Preise senken. Aber gute Qualität und eine gesunde Wirtschaft sollten jedem Österreicher entsprechend viel wert sein. Denn die Wirtschaft sind wir letztlich alle!

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