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Unser Exportschlager ist die Qualität

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In wenigen Tagen findet wieder die traditionelle Österreich-Woche statt, diesmal unter dem Motto „österreichische Qualität ist die Leistung von uns allen“. Es ist dies nun schon die 20. Veranstaltung dieser Art, und man kann wohl sagen, daß in diesen zwei Jahrzehnten die österreichische Wirtschaft sowohl im Inland als auch im Ausland mit ihren Erzeugnissen und Lei stungen vielfach gegen mächtige Konkurrenz immer gut bestehen konnte. Dennoch, oder gerade deshalb, ist eine stets wiederkehrende Werbung um das Vertrauen des österreichischen Konsumenten durchaus zweckmäßig, ja notwendig. Dies gilt heute, angesichts der krisenhaften Erscheinungen in unserer Handels- und Zahlungsbilanz, in ganz besonderem Maße.

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In wenigen Tagen findet wieder die traditionelle Österreich-Woche statt, diesmal unter dem Motto „österreichische Qualität ist die Leistung von uns allen“. Es ist dies nun schon die 20. Veranstaltung dieser Art, und man kann wohl sagen, daß in diesen zwei Jahrzehnten die österreichische Wirtschaft sowohl im Inland als auch im Ausland mit ihren Erzeugnissen und Lei stungen vielfach gegen mächtige Konkurrenz immer gut bestehen konnte. Dennoch, oder gerade deshalb, ist eine stets wiederkehrende Werbung um das Vertrauen des österreichischen Konsumenten durchaus zweckmäßig, ja notwendig. Dies gilt heute, angesichts der krisenhaften Erscheinungen in unserer Handels- und Zahlungsbilanz, in ganz besonderem Maße.

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Bekanntlich hat sich Seit Anfang 1976 das Defizit in unserem Außenhandel in einer Weise vergrößert, die zu ernsten Besorgnissen Anlaß gibt. Es ist nun Sache der für die Wirtschaftspolitik in diesem Lande Verantwortlichen, durch entsprechende Maßnahmen gegenzusteuern, soll nicht das bisher in harter Arbeit Errungene in Gefahr geraten. Dies um so mehr, als die österreichische Bundesregierung mit einer Wirtschaftspolitik ständiger Kostensteigerungen, einer forcierten Förderung von Importen aus Niedriglohnländern und einer Hartwährungspolitik ganz erheblich zu dieser Entwicklung beigetragen hat. Was unsere Exportwirtschaft betrifft, so kann ihr bescheinigt werden, daß sie allen Schwierigkeiten zum Trotz, wie explodierende Kostenbelastungen, Währungsunsicherheiten und abgeschwächte Nachfrage der ausländischen Kunden, ihr Bestes getan hat, um dennoch österreichische Erzeugnisse und Leistungen auf den ausländischen Märkten weiterhin und sogar in steigendem Ausmaß zu verkaufen. Tatsächlich sind ja unsere Ausfuhren auch un- ter-deii ungünstigen Auspizien des vergangenen Jahres immer noch um beachthche 16 Prozent gewachsen, und auch heuer dürfen wir wieder mit einer Zunahme der Exporte rechnen, die jedenfalls über der Marke von zehn Prozent liegen dürfte. Diese Ergebnisse sind allerdings vielfach durch knappste Kalkulationen, also bei sehr geringen Erträgen, erzielt worden. In manchen Fällen mußten unsere Unternehmungen sogar zu ertraglosen Kampfpreisen anbieten, um erworbene Marktpositionen zu halten.

Im internationalen Wettbewerb hat die österreichische Wirtschaft jedenfalls eine nicht zu unterschätzende Trumpfkarte auszuspielen:

che Qualität der Erzeugnisse und Leistungen, die Zuverlässigkeit bei der Lieferung und die korrekte Abwicklung der Geschäfte. Damit ist es uns in der Vergangenheit gelungen, auf der ganzen Welt Vertrauen zu erlangen, das uns hilft, auch im schärfsten Wettbewerb zu bestehen.

N un geht es freilich darum, die exportierenden Unternehmungen - und das ist eindeutig die Mehrzahl der Betriebe - auch in ihrer preislichen Wettbewerbsfähigkeit zu fördern. Dazu werden keineswegs Subventionen verlangt, die der Staat schon wegen der schwierigen Budgetlage auch gar nicht leisten könnte, wohl aber zumindest eine Abkehr von der bisherigen Politik immer neuer Belastungen. Dies gilt für Steuern und Abgaben ebenso wie für Tarife und ganz besonders natürlich hinsichtlich der Arbeitskosten. Nur so kann es gelingen, unsere Exportwirtschaft neuerlich zu festigen und ihr die Möglichkeit zu geben, zusätzlich Chancen auf den Märkten der Welt, die zweifellos selbst in Zeiten schwächerer Konjunktur immer noch vorhanden sind, optimal zu nutzen.

Was von der Interessenvertretung zur Förderung der Exporte getan werden kann, geschieht seit Jahren und auch weiterhin in großzügigem Ausmaß. Bekanntlich unterhält die Bun- (deswirtschaftskammer ein weltumspannendes Netz von Außenhandelsstützpunkten, das immer wieder als vorbildlich bezeichnet wird und eine ganz entscheidende Hilfe für unsere Exportwirtschaft darstellt. Dazu treten noch gezielte Aktivitäten zur Erschließung von Absatzmöglichkeiten im Ausland, wie insbesondere Handelsmissio nen. Für die Präsenz Österreichs auf den Märkten der Welt wird durch Beteiligungen an Messen und Ausstellungen und die Abhaltung von Sonderveranstaltungen, wie technisch-wissenschaftliche Wochen, Modeschauen und Warenhausaktionen, laufend gesorgt.

Was nun den stark angewachsenen Abgang in unserer Handelsbilanz betrifft, so ist er eindeutig durch ein starkes Anwachsen der Importe hervorgerufen worden. Diese Einfuhren sind zum Teil, wie etwa bei der Energie, bei Rohstoffen und etlichen Investitionsgütern, notwendig, zum anderen, wie bei dauerhaften Konsum- und Lu- xusgütem, auf die verstärkte Kauflust der Österreicher zurückzuführen, die wiederum durch eine allzu forcierte Einkommenspolitik der letzten Jahre verursacht wurde. Wir sind uns wohl bewußt, daß der Außenhandel keine Einbahnstraße sein kann, daß wir uns, als exportintensives kleines Industrieland, nicht gegen Importe verschließen können. Aber unsere Bitte in diesen Tagen und das Anliegen der Österreich-Woche an die gesamte Bevölkerung geht dahin, den österreichischen Erzeugnissen und Leistungen beim Einkauf jenes Vertrauen zu schenken, das sie im Ausland genießen und auch im Inland verdienen.

Man sollte gerade jetzt bei Ausgaben vorsichtig sein und sorgfältig vergleichen. Wer inländische Erzeugnisse erwirbt, kauft damit letzten Endes die Leistung von uns allen - und ist dabei bestimmt nicht übervorteilt. Der Exportschlager Qualität kann und soll auch auf dem heimischen Markt Zugkraft haben und die Kaufentschlüsse entsprechend beeinflussen.

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