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Die Schwierigkeiten meistern

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Die FURCHE stellt ihre Sonderbeilage unter den Titel „Österreich stellt sich vor“. Das ist sehr verdienstvoll, denn die Visitenkarte Österreichs gegenüber der Welt hat viele Spielarten, die zu einem Begriff geworden sind. Nicht nur unser Fremdenverkehr zieht jährlich Gäste aus dem Ausland und auch aus Übersee an, auch die Produkte unserer Exportwirtschaft werden international gekannt und geschätzt. Keineswegs nur die Prpdukte der großen Industrie, sondern auch der Gewerbeexport hat einen ganz bedeutenden Stellenwert innerhalb der Wirtschaft. Nach neuesten Schätzungen macht er etwa 13,5% des Gesamtexportes aus.

Es ist eine Schicksalsfrage für unser Land, seine Exporte immer zu erhöhen. Der Weg zu höheren Exporten aber setzt die Aktivierung der bisher noch nicht oder nur mangelhaft ausgenützten Reserven an Exportfähigkeit und Exportdynamik voraus, gleichgültig von welcher Stelle sie unternommen werden, gleichgültig, ob sie von großen oder von kleinen Institutionen, vom Staat oder von Selbsthilfeeinrichtungen kommen.

Am Beispiel des Exportringes der gewerblichen Wirtschaft in Graz, einer Selbsthilfeeinrichtung, die vor allem dazu geschaffen ist, exportfreudigen Klein- und Mittelbetrieben den Zugang auf größere Märkte zu verschaffen, zeigt sich, wie wichtig heute gerade für Klein- und Mittelbetriebe ein Angebot an entsprechenden Serviceleistungen ist. Der Exportring nimmt für seine Mitglieder jene Funktion wahr, die in den Großbetrieben der Exportabteilung zukommt. Das reicht von der Abwicklung der Fremdsprachenkorrespondenz bis zur Organisation internationaler Kontakte über die Außenhandelsorganisation der gewerblichen Wirtschaft.

In der gegenwärtigen wirtschaftspolitischen Situation bereitet uns auch die Entwicklung unserer Exporte ernste Sorgen. Wer die Bilanz unserer Exportwirtschaft im ersten Halbjahr 1977 sieht, muß Über die künftige Entwicklung der Ausfuhren und auch die Entwicklung der Zahlungsbilanz zutiefst beunruhigt sein. Zwischen Jänner und Juni standen einem Einfuhrwert von 111,4 Mrd. S Ausfuhren in der Höhe von nur 78,5 Mrd. S gegenüber. Verglichen mit dem gleichen Zeitraum des Jahres 1976 liegen die Importe um 14,8 Mrd. S oder 15,4%, die Exporte dagegen nur um 7,6 Mrd. S oder 10,7% höher.

Allein im August 1977 ist der Ausfuhrrückgang vor allem bei Holz, Eisen und Stahl und bei Maschinen und Verkehrsmitteln erkennbar. Die verstärkten Stromexporte und-eine geringfügige Zunahme bei den Fertigwarenexporten schwächen den Gesamtrückgang der Exporte etwas ab. Trotzdem bleibt, wenn man wieder den August 1977 als Beurteilungsbasis heranzieht, gegenüber dem Vorjahr eine Steigerung des Außenhandelsbilanzpassivums um 2434 Mill. S oder 56%.

Auch der Auftragsstand der Wirtschaft ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt außerordentlich problematisch. Nur etwa 15,7% der Wirtschaftstreibenden sprechen bei.Umfragen von einem guten Auftragsstand.

In der gegenwärtigen krisenhaften wirtschaftspolitischen Situation wird aber die Exportwirtschaft auch von den immer zunehmenden Billig preisimporten aus Ländern des Fernen Osten belastet. Die geringen Lohnkosten dieser Länder ermöglichen Exportpreise, die weit unter den Produktionskosten der westlichen Industrieländer und vor allem Österreichs liegen. Breiten Bereichen, vor allem unserer Textilindustrie, erwächst hierein großer Schaden, der sekundär natürlich auch auf die Be- schäftigungs- und Produktionslage und damit wieder auf unsere Exportangebote wirkt.

Der Export kann selbstverständlich keine Einbahnstraße sein. Trotzdem müßte eine verantwortliche Wirtschaftspolitik darauf sehen, daß die Handelsbilanz Österreichs saniert wird. Eine solche Sanierung ist nur bei zusätzlichen Exportanstrengungen möglich.

Mehr Exportförderung, mehr Bereitschaft zur Kooperation, mehr Schulung, eine bessere Exportgesinnung und die Förderung des weiteren Ausbaues unserer Außenhandelsstützpunkte sind der beste Weg, damit sich Österreich auch in seiner Exportwirtschaft weiterhin der Welt vorstellen kann.

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