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Messen als Maß

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Da und dort wird mitunter die Frage laut, ob es nicht schon zu viel der Messeveranstaltungen gäbe und ob dieses Überangebot an derartigen Veranstaltungen nicht früher oder später zu Ermüdungserscheinungen bei Ausstellern wie bei Besuchern führen müsse, kurz: ob ein Weniger nicht Mehr wäre.

Meiner Meinung nach ist dies überhaupt keine Frage. Wenn sie trotzdem gestellt wird, beantwortet sie die Wirklichkeit deutlich positiv. Die Zahl der Aussteller und Besucher

zeigt ständig steigende Tendenz, Ausstellungsgelände erweisen sich als zu klein und neue Ausstellungshallen müssen gebaut werden, um die Nachfrage neuer Aussteller nach Ausstellungsraum zu befriedigen.

Dafür gibt es mehrere Gründe. Ich möchte nur zwei davon nennen: die rasante, fast explosive technische Entwicklung und die weiterhin wachsende Erkenntnis der Wichtigkeit der Werbung für den Wettbewerb. Dabei sollte man nicht vergessen, daß der Wettbewerb eines der Hauptkriterien der freien Wirtschaft und gleichzeitig ein großer Vorteil für den Konsumenten ist. So gesehen, sind Messeveranstaltungen nicht zuletzt auch ein Maß, mit dem Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit sowohl einzelner Aussteller als auch ganzer Ausstellerländer gemessen und gewogen werden. Man könnte auch sagen: die Aus-

Die Präsenz bei Messeveranstaltungen ist daher für viele Unternehmungen geradezu unerläßlich, nicht zuletzt deshalb, weil die Strahlkraft einer Messe auf Grund des internationalen Rahmens weit über den Ausstel

lungsort und über das Ausstellungsland hinausreicht.

Besonders unter diesem Gesichtspunkt kommt der Wiener Internationalen Messe schon auf Grund des geographischen Standortes eine besondere Bedeutung zu. Wir haben es selbst erlebt: unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg lag die Wiener Internationale Messe — um es verkehrstechnisch auszudrük- ken — an einem Kopfbahnhof, zumindest was die eine Himmelsrichtung betrifft. In den Jahren seither hat sich jedoch vieles geändert. Der Handelsverkehr wurde in allen Richtun

gen wieder aufgenommen und wesentlich intensiviert. Und damit gewann die Wiener Internationale Messe ihre alte Bedeutung wieder, auf die sie so gut vorbereitet war. Denn es war keine neue Aufgabe für Wien, Brücke und Mittler im europäischen Wirtschaftsraum zu sein. An dieser Aufgabe hat sich auch durch die Entstehung neuer Wirtschaftsstrukturen und größerer Wirtschaftsräume nicht viel geändert. Und heute ist es vielfach wieder so, daß nicht nur die österreichische Wirtschaft, sondern darüber hinaus zahlreiche Gäste aus näheren, aber auch aus ferneren und fernsten Ländern das Schaufenster „Wiener Internationale Messe“ für ihre Handels- und Geschäftsbeziehungen gerne benützen.

Aber nicht nur die geographische Lage allein prädestiniert Österreich, und insbesondere Wien, zu dieser Mittler- und Brückenfunktion. Jahrhundertalte Erfahrungen auf dem Gebiet, das man Warenaustausch oder Außenhandel nennt, machen den Wiener „Boden“ zu einem geradezu idealen Standort für die wirtschaftliche und industrielle Begegnung zwischen Ländern, die nicht nur räumlich weit auseinanderliegen.

Gerade dies aber macht die Messeveranstaltungen in Wien, wie ich glaube, zu „großen“ Messen, auch wenn es umfangmäßig größere gibt, denn hier, an der Nahtstelle im Herzen Europas zwischen zwei großen Wirtschaftsräumen verschiedener Wirtschafts- und Gesellschaftsformen, trifft man sich gerne, um die wirtschaftlichen und industriellen Leistungen zu messen. Man trifft sich sozusagen auf „neutralem Boden“.

Für ein kleines Land ist dies eine große Funktion und damit auch ein großer Ansporn. Es ist beruhigend, zu wissen, daß wir nicht nur als Gastgeber geschätzt werden, sondern arch im größeren Rahmen mit unseren technischen, wirtschaftlichen und industriellen Leistungen bestehen können, daß wir — um es anders auszudrücken — gemessen und gewogen, nicht zu klein und zu leicht befunden werden.

Darin liegt zugleich eine große Verpflichtung, nämlich die, unsere Wirtschaftspolitik auch in Zukunft so zu gestalten, daß das Erreichte nicht nur bewahrt, sondern weiter ausgebaut und vermehrt wird auf dem nun wieder aufwärts führenden Weg der wirtschaftlichen Entwicklung.

Photos Fred Grfipel steiler stellen sich.

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