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In hartem Wettbewerb

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Am Sonntag, den 8. September 1957, wurde die 25. Nachkriegsmesse feierlich eröffnet. Monate vorher war die Ausstellerschaft mit einer Fülle von Vorbereitungsarbeiten beschäftigt. Wenn der Besucher glaubt, Im Gleichmaß der einzelnen Messeveianstaltungen stets das gleiche oder ähnliche Bild vor sich zu haben, so sieht dies für den an der Messe beteiligten Aussteller wesentlich anders aus.

Es ist nicht nur notwendig, die Messestände für jede Veranstaltung gänzlich neu zu adaptieren, es muß auch das Ausstellungsgut zeitgerecht am Messestand sein, um den Käufern aus dem In- und Ausland, aber auch dem breiten Publikum gezeigt werden zu können.

Wenn sich die Zahl der inländischen Aussteller auf -2715 zur diesjährigen Herbstmesse erhöht hat, so gibt diese Vermehrung nur ein einseitiges Bild. Wir müssen uns vor Augen halten, daß wir in der Nachkriegszeit den Verkäufermarkt hatten, während heute die Verhältnisse wesentlich anders liegen und der Erzeuger unter den Voraussetzungen des Käufermarktes ungewöhnliche Anstrengungen machen muß, um seine Erzeugnisse in dem harten Konkurrenzkampf mit Erfolg absetzen zu können.

Dieser Wettbewerb der österreichischen Erzeuger wird noch dadurch verschärft, daß wir auf den internationalen Messen mit den branchengleichen Erzeugnissen des Auslandes zu rechnen haben. Jeder Käufer kann sich en Ort und Stelle über die Qualität und den Preis des in- und ausländischen Produktes überzeugen.

Eine weitere Ueberlegung, die von ungeheurer Tragweite für die künftige Stellung der österreichischen Wirtschaft ist, besteht in der zeitgerechten Anpassung an die Verhältnisse des großen europäischen Marktes, der durch die Bildung und Entwicklung der europäischen Freihandelszone rasch Realität wird. Es wäre für den österreichischen Erzeuger sehr unvorsichtig, wollte er mit seiner gegenwärtigen technischen Ausrüstung hoffen, dem gesteigerten Wettbewerb der anderen europäischen Erzeugerländer entgegentreten zu können. Es ut unbedingt notwendig, diesen Konkurrenzbedingungen Rechnung zu tragen und alles zu unternehmen, um die Konkurrenzfähigkeit durch technische und organisatiorische Verbesserungen zu erhalten.

Die technische Ausgestaltung und Rationalisierung der österreichischen Erzeugungsbetriebe ist natürlich in erster Linie ein Finanzierungsproblem. Von Seiten des Staates könnte hier durch entsprechende Abänderungen der Steuervorschriften wesentliche Förde1 ung erfolgen.

Die Planung der technischen Verbesserungen kann nirgends besser und günstiger erfolgen als durch einen Besuch auf dem technischen Te;l der Messe, auf dem Rotundengelände. Dort zeigen praktisch alle führenden österreichischen Maschinenerzeuger ihre Erzeugnisse und daneben sind die gleichen Erzeugnisse ausländische! Produktion zu sehen.

In dem Zusammenhang muß darauf hinge- wiesen werden, daß auch die bessere und schönere Zurschaustellung steigende Bedeutung gewinnt. Es hat die Arbeitsgemeinschaft für Verpackung eine Sonderausstellung organisiert, die in der Halle XIX untet- gebracht ist. An dieser Ausstellung ist besonders reizvoll, daß unter einer emheitlichen Aufmachung durch den gleichen Architekten günstige optische Wirkungen erzielt werden, die sicherlich auf die Ausgestaltung der Kojen auch in anderen Hallen Einfluß haben werden

Wir müssen überhaupt feststellen, daß die Ausgestaltung der Kojen während der letzten Jahre ungewöhnliche Fortschritte gemacht hat. Es gilt auch hier, daß die Emballage die Visitenkarte darstellt, mit der die Erzeugnisse eines Unternehmens in gefälliger Form dem Interessenten, aber auch dem Besucher gezeigt werden.

Auch die Aussteller des Messepalastes, vor allem jene der Textilindustrie, haben keine Mühe gescheut, um ihre Kojen nach den Grundsätzen des modernen Geschmacks zu gestalten.

Es ist kein Zweifel, daß eine Messebeteiligung für die Aussteller eine Fülle von Mühen, Nervenaufwand und bedeutende Kosten verursacht. Die Messen werden im Rhythmus der Jahreszeiten, im September und im März abgehalten, da es gerade zu diesen Zeitpunkten günstig ist. den Interessenten und dem breiten Publikum die neuen Erzeugnisse vorzuführen. An diese Teilnahme knüpft sich die Erwartung, daß auch entsprechende Verkäufe getätigt werden.

Es ist aber auch notwendig, daß während der Messezeit die Firmenchefs, bzw. die maßgeblichen Leiter des Verkaufes, mit den Fachleuten des Unternehmens auf dem Messestand anwesend sind, um den Interessenten aus dem In- und Ausland nicht nur allgemeine Auskünfte geben, sondern auch konkrete Angaben machen zu können.

An der diesjährigen Herbstmesse nehmen 17 ausländische Staaten offiziell teil, davon sind Kanada und Spanien das erste Mal hier vertreten. Diese Teilnahme ihrer Staaten nehmen die Handelsminister von if A, Polen, Spanien, Frankreich zum Anlaß, um nach Wien zur Messe zu kommen und mit den zuständigen Stellen über eine Intensivierung des Handels zwischen Oesterreich und den einzelnen Staaten zu verhandeln. Diese Besuche sind für den Außenhandel höchst bedeutend, denn die österreichischen Aussteller haben so die Möglichkeit, vor den Regierungsdelegationen des Auslandes zu zeigen, was unser Land zu produzieren vermag. Es ist die Aufgabe, aber auch die große Chance für die Aussteller, dem Ausland zu zeigen, was sie auf Grund jahrelanger Tradition zu leisten imstande sind.

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