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Wiener Messe Herbst 1956

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Ais am Sonntag, den 9. September, die Herbstmesse 1956 ihre Tore öffnete, waren zehn Jahre nach der ersten Veranstaltung der Nachkriegszeit vergangen. Es würde niemand für möglich halten, daß innerhalb dieser kurzen Zeit solche Leistungen vollbracht werden konnten. Nach den schweren Zerstörungen im Messepalast und der fast vollkomm enen Vernichtung aller Baulichkeiten auf dem Rotundengelände ist wieder eine kleine Stadt von Neubauten entstanden. Neben den vielen Ausstellungspavillons ist die hohe Nordhalle für die Maschinen errichtet worden, überragt von dem 150 m hohen Turm der Mannesmann-Werke und dem des russischen Pavillons. -

Bei dem Besuch des heutigen Geländes ziemt es sich, einen Augenblick Rückschau zu halten über die Entwicklung, die sich hier vollzogen hat. Bereits vor dem ersten Weltkrieg habe ich die Idee der Schaffung einer Messe vertreten, ohne aber großen Widerhall in den breiten Kreisen der Wirtschaft zu finden. Erst der Zerfall des Wirtschaftsraumes der alten österreichischen Monarchie hat jedermann davon überzeugt, daß ein Zentralpunkt geschaffen werden müßte, in dem die wirt schaftlichen Interessen dieses weiten Raumes zusammengefaßt werden könnten. Wir dürfen heute rückblickend feststellen, daß in der Zeit von der ersten Messe im Jahre 1921 bis zum Verlust der österreichischen Selbständigkeit im Jahre 1938 die Wiener Messe ihre Funktion voll und ganz erfüllen konnte.

Es hat viel Mut dazu gehört, nach dem Trümmerfeld des Jahres 1945 an den Wiederaufbau der Institution „Wiener Messe“ heranzugehen. Nach Ueberwindung unvorstellbarer Schwierigkeiten war es möglich, im Jahre 1946 die erste Messe zu veranstalten, und seit dieser Zeit ist es ein ununterbrochener Weg aufwärts.

Wir müssen dabei festhalten, daß die politischen Umschichtungen nach 1945 eine Umorientierung des österreichischen Außenhandels im Gefolge hatten. Waren es früher vor allem die Nachbarstaaten im Norden, Osten und Südosten, so mußte sich Oesterreichs Wirtschaft nunmehr neue Märkte in Westeuropa und sogar in Uebersee suchen. In diesem Aufgabenbereich hat die Wiener Messe große Unterstützung leisten können.

Einen wesentlichen Aufschwung des internationalen Handels brachten der Abschluß des Staatsvertrages und der endgültige Abzug aller Besatzungstruppen im vergangenen Jahr. Die offizielle Beteiligung des Auslandes, vor allem der Ueberseestaaten, hat sich innerhalb der letzten zwei Jahre sprunghaft erhöht. So können wir neben jenen Staaten, die sich bereits in der Vergangenheit an der Wiener Messe beteiligt haben, nunmehr erstmalig Pakistan, Portugal, die Türkei und das Komitee zur Förderung des Außenhandels mit der Volksrepublik China begrüßen. Außerdem hat sich die Bundesrepublik Deutschland entschlossen, neben ihren zahlreichen direkten Ausstellern einen offiziellen Informationsstand in der Halle der Nationen zu errichten.

Die Gründer der Wiener Messe sahen drei Aufgabenbereiche vor sich. Die Wiener Messe sollte das Schaufenster der österreichischen Wirtschaft für den ausländischen Besucher sein; darüber hinaus sollte sie den ausländischen Erzeugern den Eingang zumösterre i c h i s c h e n Markt vermitteln, da sich hier praktisch die Vertreter aller Produzentenkreise einfinden, und nicht zuletzt sollte sie internationaler Treffpunkt sein. In den ersten Jahren nach dem letzten Krieg war diese Funktion unterbunden. Nunmehr — mit der wiedererlangten Freizügigkeit im Handel und Verkehr — ist die Wiener Messe im Begriff, ihre traditionelle Stellung als der große Transitplatz in Mitteleuropa wiederzuerlangen.

Um diesem erweiterten Aufgabenkreis zu genügen, wurde nach der vergangenen Frühjahrsmesse in der sehr kurzen Zeit von kaum sechs Monaten die große Maschinenhalle mit einer Belagfläche von 5000 Quadratmetern im Norden des Geländes erbaut. Sie bietet den Ausstellern von Schwergütern die Möglichkeit, diese direkt vom Lastfahrzeug mittels eines 32-Tonnen-Kranes an den Ausstellungsplatz zu bringen. Dies ist jedoch nur die erste Bauphase, denn diese Halle wird durch eine zweite gleich große Halle ihre Ergänzung finden. Es wird auch die Möglichkeit geschaffen werden, auf den Geleisen der Donauuferbahn die Eisenbahnwaggons bis an die Halle heranzuführen.' -'•-.

Durch die Errichtung dieser neuen Halle entstand im Nordwesten des weitläufigen Rotundengeländes ein neuei Schwerpunkt. Ik friedlichem Wettbewerb werden in unmittelbarer Nachbarschaft die Erzeugnisse der österreichischen und ausländischen Industrie gezeigt werden.

Die Wiener Messe ist bestrebt, den Austausch von Gütern und Leistungen zwischen den verschiedenen Staaten zu fördern und der Kontaktnahme der einzelnen Nationen untereinander auf dem traditionellen Boden Wiens zu dienen.

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